UNICEF Bericht: Der Fortschritt ist ungerecht verteilt

Zürich/New York, 23. Juni 2015 - Die elfte Ausgabe des UNICEF Berichts «Progress for Children» prüft die Umsetzung der UN-Millenniumsziele mit Blick auf die Kinder. Der Bericht zeigt: in den letzten 15 Jahren konnten die Lebensbedingungen von Millionen von Kindern in Entwicklungsländern verbessert werden. Trotzdem sind noch immer unzählige Kinder vom Fortschritt ausgeschlossen. Wenn aber die verletzlichsten Kinder weiterhin zurückgelassen werden, bleiben auch die «Nachhaltigen Entwicklungsziele» unerreichbar.
 

Die Millennium-Entwicklungsziele wurden im Jahr 2000 formuliert, um die Welt bis 2015 gerechter und friedlicher zu machen. Tatsächlich zeigt der neue UNICEF Bericht «Progress for Children», dass es gelungen ist, beispielsweise die Kindersterblichkeit zu senken, die Ernährungssicherheit zu verbessern und die Übertragungsrate von HIV/Aids von Müttern auf ihre Neugeborenen zu senken. Extreme Armut konnte erfolgreich bekämpft und der Zugang zu sauberem Wasser erhöht werden. Mehr Kinder denn je treten in die Grundschule ein; in vielen Ländern gleich viele Mädchen wie Buben. Aber die Fortschritte werden getrübt durch die Tatsache, dass Millionen der schwächsten und verletzlichsten Kinder bis heute nicht erreicht wurden.

Die verletzlichsten Kinder werden zurück gelassen
5,9 Millionen Kinder sterben jedes Jahr, bevor sie ihren fünften Geburtstag erreicht haben. Ein Kind aus einem der ärmsten Haushalte ereilt dieses Schicksal mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit wie ein Kind aus einem der wohlhabendsten Haushalte. Und es wird mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit keine Schule besuchen – weltweit gehen 121 Millionen Kinder nicht zur Schule. 90 Prozent aller Menschen, die kein sauberes Wasser in Reichweite haben und ihre Notdurft im Freien verrichten, leben in ländlichen Gebieten. Ein ungünstiger Lebensmittelpunkt, Armut, ethnische Diskriminierung, eine Behinderung oder schlicht und einfach ihr Geschlecht machen bereits benachteiligte Kinder zu den am meisten gefährdeten Kindern. Ein Kind, das bereits bei der Geburt materiell und sozial benachteiligt ist, trägt diese Last weiter in die nächste Generation. Ein Mechanismus, der die globale Stabilität und Wohlfahrt in Frage stellt.

Düstere Aussichten für 2030
Werden die verletzlichsten Kinder auch zukünftig nicht erreicht, werden im Jahr 2030:

  • gleich viele Kinder wie heute nicht zur Schule gehen immer noch 119 Millionen Kinder unterernährt sein und ohne faire Chance bleiben, ihr Potenzial zu entfalten
  • immer noch 119 Millionen Kinder unterernährt sein und ohne faire Chance bleiben, ihr Potenzial zu entfalten
  • eine halbe Milliarde Menschen ihre Notdurft immer noch auf dem freien Feld verrichten und damit die Gesundheit der Kinder riskieren.


Ein nachhaltiger Fortschritt für alle ist möglich
Konkrete gemeinsame Ziele können indes für die Kinder einen Unterschied machen:

  • In den vergangenen 25 Jahren konnte die Kindersterblichkeit mehr als halbiert werden.
  • Fast 100 Millionen weniger Kinder sind heute aufgrund mangelnder Ernährung und Förderung unterentwickelt und die Kluft zwischen Stadt und Land hat sich verringert.
  • In vier Regionen der Welt gehen heute gleich viele Mädchen wie Jungen in die Primarschule und mehr Kinder denn je besuchen überhaupt die Schule.


Den «UN-Millenniumszielen» werden nach 2015 die «Nachhaltigen Entwicklungsziele» folgen. Die Vereinten Nationen werden diese im September 2015 verabschieden.
Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz sagt dazu: «Kein einziges Kind darf jetzt mehr ausgelassen werden. Die verletzlichsten Kinder gehören dringend in den Fokus der neuen, nachhaltigen Entwicklungsziele. Und es braucht mehr und präzisere Daten, um ganz gezielt in verbesserte Lebensbedingungen für genau diese Kinder investieren zu können. Beispielsweise um auf lokaler Ebene die Gesundheits-, Bildungs- und Kinderschutzsysteme auszubauen.»
Der Bericht «Progress for Children» weist darauf hin, dass auch die Mobiltechnologie und die sozialen Medien dazu beitragen können, Barrieren zu überwinden und bisher ausgeschlossene Kinder zu erreichen. UNICEF Direktor Anthony Lake: «Die nachhaltigen Entwicklungsziele sind eine Chance, aus den vorliegenden Fakten die Konsequenzen zu ziehen – und es wäre beschämend, das nicht zu tun. Je mehr wir für die Chancengleichheit der Kinder von heute kämpfen, desto mehr Fortschritt und Gerechtigkeit bringen wir in die Welt von morgen.»

Kontakt für Medien:

Andrea Kippe
Medienstelle
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