UNICEF: Regierungen müssen mehr in die Datenerhebung zum Kindeswohl investieren

New York/Zürich, 14. September 2016 – UNICEF fordert von den Regierungen weltweit mehr Investitionen in die Datenerhebung zum Kindeswohl, vor allem in den Bereichen Armut, vermeidbare Todesursachen und Gewalt. Laut einer neuen Untersuchung ist nur die Hälfte der notwendigen Daten für die kinderbezogenen Indikatoren der Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) vorhanden.

Die Untersuchung von UNICEF zeigt auf, dass Daten über Kinder, und ganz besonders vergleichbare Messgrössen zu Armut und Gewalt, entweder begrenzt oder nicht eindeutig sind. Dadurch haben Regierungen weder die notwendigen Informationen, um die konkreten Herausforderungen von Millionen von Kindern zu formulieren, noch die Möglichkeit, Fortschritte bei der Umsetzung der SDGs zu erreichen.

«Die Welt hat sich dazu verpflichtet, extreme Kinderarmut bis zum Jahr 2030 zu beenden und die ärmsten Kinder zu erreichen. Wenn wir bei der Umsetzung dieser ehrgeizigen Ziele erfolgreich sein möchten, benötigen wir zunächst Informationen darüber, wer diese Kinder sind, wo sie leben und was sie brauchen», sagt Jeffrey O’Malley, UNICEF Direktor für die Abteilung Daten, Forschung und Policy.

Einige Beispiele für fehlende Daten:

  • Nahezu jedes dritte Land hat keine vergleichbaren Daten zu Kinderarmut.
  • Circa 120 Millionen Mädchen und junge Frauen unter 20 Jahren wurden Opfer von sexueller Gewalt oder sexuellen Übergriffen. Auch Buben und junge Männer sind davon betroffen, jedoch gibt es kaum Zahlen und Untersuchungen dazu.
  • Über Kinder mit Behinderungen gibt es beinahe in allen Ländern der Welt keine genauen und vergleichbaren Daten.
  • Der universale Zugang zu sauberem Trinkwasser ist ein grundlegendes Bedürfnis und Menschenrecht. Wir haben zwar Daten darüber, woher das Trinkwasser kommt, wissen aber oft nicht, wie sauber und sicher es ist.
  • Neun von zehn Kindern weltweit besuchen die Volksschule, jedoch gibt es wenige Angaben über den tatsächlichen Lernerfolg.
  • Jeden Tag sterben 830 Mütter durch Komplikationen während der Geburt. Die meisten dieser Todesfälle sind vermeidbar, es gibt aber zu wenige Daten über die Qualität von Mütterbetreuung.
  • Nur 105 von 197 Ländern verfügen über aktuelle Zahlen und Untersuchungen zu körperlicher Unterentwicklung bei Kindern. Durch diese Fehlentwicklung, bedingt durch Mangelernährung und erschwerte Lebensbedingungen, werden den Kindern eine gerechte Chance auf Wachstum, eine gesunde Entwicklung und ihre Überlebenschancen vorenthalten.
  • In jedem zweiten Land sind keine ausreichenden Daten zu übergewichtigen Kindern vorhanden.

UNICEF unterstützt seit mehr als 30 Jahren Länder bei der Erhebung, Sammlung und Analyse von Daten und Informationen zu den Fortschritten bei Kindern und deren Lebensbedingungen. Als Teil dieser Bemühungen fokussiert UNICEF weiterhin auf die direkte Datensammlung durch Haushaltserhebungen und durch die Miteinbindung neuer Methoden und Instrumente, um die Informationslücken zu schliessen.

 

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Charlotte Schweizer
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