70 Jahre UNICEF: Damals wie heute für Kinder in Not

Zürich, 9. Dezember 2016 – Vor 70 Jahren, am 11. Dezember 1946, wurde das UNICEF als «United Nations International Children Emergency Fund» gegründet – als Kinderhilfswerk und Nothilfeorganisation, um Kindern im vom Krieg verwüsteten Europa zu helfen. In sieben Jahrzehnten hat UNICEF das Leben unzähliger Kinder in allen Teilen der Welt verbessert. Heute sieht sich UNICEF mit einem seit der Gründung nicht mehr dagewesenen Ausmass humanitärer Krisen und Gewalt gegen Kinder konfrontiert. 535 Millionen Kinder – das sind fast ein Viertel aller Kinder – leben heute in Ländern, die von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen sind. Weltweit sind 28 Millionen Kinder vor Gewalt und Konflikt auf der Flucht. Deshalb ruft UNICEF zur konsequenten weltweiten Umsetzung der Kinderrechte und zu Hilfe und Solidarität mit Kindern auf der Flucht auf.

«Kinder zu betreuen, ist ein internationales Problem, dessen Lösung auf internationaler Basis zu suchen ist, denn die Hoffnung der Welt richtet sich auf die kommende Generation.» Diese Worte entstammen der Gründungserklärung des Kinderhilfswerk UNICEF gesprochen am 11. Dezember 1946 an der UNO-Generalversammlung. Heute sind sie aktueller denn je.

Heute leben 535 Millionen Kinder – fast jedes vierte – in Ländern, die von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen sind. Oft haben sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Schulbildung, ausreichender gesunder Nahrung und Schutz. Diese neue erschreckende Zahl publiziert UNICEF zum 70. Jahrestag ihres Bestehens. Es sind 70 Jahre, die für unablässige Arbeit an den schwierigsten Orten der Welt stehen, für lebensrettende Nothilfe und nachhaltige Entwicklungsprogramme zugunsten von Kindern, deren Leben und Zukunft bedroht sind durch Konflikte, Krisen, Armut, Ungerechtigkeit und Diskriminierung. In den vergangenen 70 Jahren hat UNICEF entscheidend dazu beigetragen, dass mehr Kinder überleben, zur Schule gehen und vor Ausbeutung geschützt sind als jemals zuvor. Der Grundgedanke von UNICEF ist bis heute: Es gibt Hoffnung, wenn wir uns für die Rechte eines jeden Kindes auf eine gute Kindheit einsetzen – auch wenn die Umstände noch so schwierig sind.

Die grössten Fortschritte für Kinder

  • Ernährung: In den 1940er Jahren begann die Geschichte von UNICEF damit, dass UNICEF Nahrungsmittel als Nothilfe – vor allem in Form von Milch – an Kinder im Nachkriegseuropa abzugeben. Dies brachte UNICEF den Spitznamen «Milchmann der Welt» ein. Im Jahr 2015 behandelte UNICEF zusammen mit seinen Partnern weltweit 2.9 Millionen Kinder gegen schwere akute Mangelernährung.
  • Gesundheit: In den 1950er Jahren bekämpften die ersten UNICEF Impfkampagnen Tuberkulose und Pocken. Im Jahr 2015 beschaffte UNICEF 2,8 Milliarden Dosen Impfstoff – genug, um 45 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren gegen die fünf gefährlichsten Infektionskrankheiten zu schützen.
  • Wasser und Hygiene: Im Jahr 1953 startete UNICEF die ersten Massnahmen, um die ärmsten Familien mit sauberem Wasser und Latrinen zu versorgen. Zwischen 1990 und 2015 erhielten weltweit 2,6 Milliarden Menschen Zugang zu einer besseren Wasserversorgung und 2,1 Milliarden Zugang zu besseren sanitären Einrichtungen.
  • Bildung: 1961 erweiterte UNCEF seine Arbeit von der Überlebenshilfe auf die Bildung der Kinder. 2015 stellte UNICEF Lernmaterial für 14,9 Millionen Kinder sowie Lernutensilien für 348'000 Klassenzimmer bereit. 7,5 Millionen zwischen drei und 18 Jahren erhielten Zugang zu Spiel- und Lernmöglichkeiten.
  • Kinderschutz: 1989 verabschiedeten die Vereinten Nationen die UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Sie sieht unter anderem vor, dass jedes Kind ein Recht auf einen Namen und eine Identität hat. 2015 erhielten mit Unterstützung von UNICEF 9,7 Millionen Kinder eine Geburtsurkunde – eine Voraussetzung dafür, medizinische Hilfe zu bekommen oder eingeschult zu werden.
  • Nothilfe: Seit seiner Gründung leistet UNICEF Nothilfe in zahllosen Krisen, Konflikten und nach Naturkatastrophen. Zum Beispiel während Hungersnöten in Afrika, im Bürgerkrieg in Ruanda 1994, in den Balkan-Kriegen in den 1990er Jahren, nach dem Tsunami in Asien 2004 oder dem Erdbeben in Haiti 2010 – oder aktuell in Syrien und seinen Nachbarländern. Jedes Jahr führt UNICEF rund 300 Nothilfeeinsätze durch.

Im Jahr 1955 half UNICEF in 92 Ländern und Regionen. Heute ist UNICEF auf der ganzen Welt in 190 Ländern aktiv.

Gewalt und Flucht: Die grosse Herausforderung unserer Zeit
28 Millionen Kinder sind derzeit weltweit auf der Flucht vor Gewalt und Konflikten und mussten ihre Heimat verlassen. Seit dem zweiten Weltkrieg waren nie mehr so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Die grösste Flüchtlingstragödie geschieht vor den Toren Europas, in Syrien, den umliegenden Ländern, auf dem Mittelmeer, auf den Routen nach Europa. Von 2005 bis 2015 hat sich die Zahl an Flüchtlingskindern unter dem UNHCR Mandat verdoppelt. Heute ist weltweit fast eines von 200 Kindern ein Kind auf der Flucht. Jedes dritte Kind, welches nicht in seinem Geburtsland lebt, tut dies aufgrund von Flucht – bei Erwachsenen ist dies weniger als 1 unter 20. Von allen Flüchtlingskindern weltweit unter dem Mandat des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) kamen 2015 rund 45 Prozent aus Syrien oder Afghanistan. Nur ein Neuntel dieser weltweiten Flüchtlinge sind nach Europa geflüchtet. Die grosse Mehrheit flüchtet in die Nachbarländer. 86 Prozent der afrikanischen Flüchtlinge finden innerhalb des Kontinents Zuflucht – rund die Hälfte der afrikanischen Flüchtlinge sind Kinder (fast drei von 5,4 Millionen). Weltweit hat die Türkei die grösste Zahl an Flüchtlingen aufgenommen. Der Libanon hingegen hat die meisten Flüchtlinge pro Einwohner und gemessen an ihrer Wirtschaftskraft haben die Demokratische Republik Kongo, Äthiopien und Pakistan die meisten Flüchtlinge zu versorgen. Von den Flüchtlingskindern, die in Europa um Asyl ersuchen kommen 7 von 10 aus Syrien, Afghanistan oder Irak.

Kinder sind von Gewalt und Flucht besonders betroffen: Rund ein Drittel der globalen Weltbevölkerung, aber die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Tag für Tag werden ihre Rechte aufs schwerste verletzt. 70 Jahre nach seiner Gründung ruft UNICEF deshalb zur konsequenten weltweiten Umsetzung der Kinderrechte und zu verstärkter Hilfe und Solidarität für Kinder auf der Flucht und Kinder in Krisengebieten auf. Denn Flüchtlingskinder sind in erster Linie Kinder. Auch sie haben das Recht auf ein würdiges Aufwachsen, auf Schutz, Bildung und auf eine lebenswerte Zukunft.

Für Medienschaffende können Interviews vermittelt werden.

Kontakt für Medien:

Charlotte Schweizer
Mediensprecherin
UNICEF Schweiz
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