«Wer ein Gewissen hat, muss diesen Angriff verurteilen»

Die Waffenruhe in Syrien sollte humanitäre Hilfslieferungen in die belagerten Gebiete ermöglichen. Konvois warteten jedoch nicht nur vergeblich auf Bewilligungen, sondern wurden auch angegriffen. UNICEF Direktor Anthony Lake nimmt Stellung.

Aleppo attack 2016

Am 19. September, noch vor dem offiziellen Ende der Feuerpause, wurde in der Region von Aleppo ein Hilfskonvoi der Uno und des Syrischen Roten Halbmonds bombardiert. Die Lastwagen hatten Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Wasser und Decken für 78 000 Menschen in der nordsyrischen Stadt Urum al-Kubra geladen. Bei dem Angriff wurden achtzehn Lastwagen und ein Grossteil der Hilfsgüter zerstört. Rund zwanzig Zivilisten und ein Mitarbeiter des Roten Halbmonds wurden getötet, als sie die Lastwagen entluden.

Stephen O’Brien, Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, verurteilte den Angriff am Dienstag in Genf aufs Schärfste. «Alle Konfliktparteien waren über den Hilfskonvoi informiert, und er war klar als humanitär gekennzeichnet. Es kann keine Erklärung oder Entschuldigung, keine Begründung oder Rechtfertigung dafür geben, Krieg gegen mutige und selbstlose Helfer zu führen.» Sollte sich herausstellen, dass der Angriff vorsätzlich gegen die Helfer gerichtet hat, würde dies laut O’Brien auf ein Kriegsverbrechen hinauslaufen.

UNICEF hatte Hilfsgüter für rund 50 000 Kinder bereitgestellt. «Wer ein Gewissen hat, muss diesen Angriff auf einen humanitären Konvoi in Aleppo verurteilen», sagt UNICEF Direktor Anthony Lake. «Der Konvoi hatte dringend benötigte Hilfsgüter für Zehntausende von Menschen in extremer Not geladen.»

Lake rief erneut alle Konfliktparteien dazu auf, ihren Verpflichtungen im Rahmen des humanitären Völkerrechts nachzukommen, Zivilisten und zivile Infrastrukturen zu schützen und Helfern bedingungslosen, ungehinderten Zugang zu Menschen in grösster Not zu gewähren – unabhängig davon, in welcher Region Syriens sie sich befinden.


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