Kinder im Norden Äthiopiens brauchen dringend Schutz und Hilfe

Die schweren Kinderrechtsverletzungen in der äthiopischen Region Tigray lassen auch fast sieben Monate nach Ausbruch der Gewalt im Norden Äthiopiens nicht nach. Ein Statement von UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore zur lage der Kinder in der Region Tigray.

© UNICEF/UN0422031/Sewunet

«Bisher wurden mehr als 6 000 unbegleitete oder von ihren Eltern getrennte Kinder identifiziert und offiziell registriert, um Schutz und Unterstützung zu erhalten. Wir befürchten, dass noch viel mehr Kinder in Gebieten, die wir aufgrund der Unsicherheit oder Zugangsbeschränkungen durch die Konfliktparteien nicht erreichen können, Hilfe brauchen. Die Suche nach den Familien sowie die Zusammenführung mit ihren Kindern ist schwierig, da es nur eingeschränkte Telefonverbindungen und wenige Fachkräfte gibt. Auch ist der Zugang über die Kontrolllinien hinweg nur begrenzt möglich.

Frauen und Mädchen sind entsetzlichen Übergriffen sexueller Gewalt ausgesetzt. UNICEF hat seit Ausbruch der Gewalt im November 2020 mehr als 540 Überlebenden sexueller Gewalt geholfen. Aufgrund der schwierigen Sicherheitslage und aus Angst vor Repressalien erhalten jedoch unzählige Menschen nicht die Hilfe und Unterstützung, die sie so dringend benötigen.

Kinder, Eltern und Helfende berichten von großer Angst und Verzweiflung. Sie fürchten Vergeltungsmassnahmen oder Angriffe. Heranwachsende Jungen berichten, dass sie Angst davor haben, von den Konfliktparteien rekrutiert oder eingesetzt zu werden. UNICEF-Partner berichten von willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen.

Mindestens 1,6 Millionen Menschen, darunter mehr als 720 000 Kinder, sind durch die Kämpfe in der Region vertrieben worden. Sie leben in überfüllten Camps unter schlechten Hygienebedingungen und ohne Schutz, wodurch das Risiko von geschlechtsspezifischer Gewalt, Missbrauch oder Ausbeutung sowie von übertragbaren Krankheiten, erhöht wird.

Grosse Teile von Tigray sind für humanitäre Helferinnen und Helfer weiterhin unzugänglich. Seit Anfang April wurden mindestens 31 Einsätze von mobilen Gesundheits- und Ernährungsteams, die von UNICEF und Partnern unterstützt werden, aufgehalten, entweder aufgrund der Sicherheitslage oder weil sie schikaniert wurden und ihnen die Durchfahrt verweigert wurde.

Kinder zahlen einen schrecklichen Preis für diesen Konflikt. UNICEF appelliert an alle Parteien, ihrer grundlegenden Verpflichtung nachzukommen, ungehinderten und dauerhaften Zugang zu hilfsbedürftigen Zivilisten zu ermöglichen, insbesondere zu Kindern. Vor allem aber rufen wir alle Parteien auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Kinder vor Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch zu schützen und die Trennung von ihren Eltern oder primären Bezugspersonen zu verhindern.»