Wie Eltern mit ihren Kindern über Rassismus sprechen können

Patricia Tomamichel
Patricia Tomamichel

Rassismus und Diskriminierung gehören für viele Menschen zum Alltag – auch hier in der Schweiz. Damit sich das endlich ändert, müssen wir mit unseren Kindern offen reden. Wir zeigen Ihnen, wie das am besten geht.

© UNICEF/UN0339383/Frank Dejongh

Rassismus? Das gibt es bei uns doch nicht mehr! So oder so ähnlich mögen Viele im ersten Moment reagieren. Tatsächlich begegnet einem der offenkundige Rassismus im Alltag nicht mehr so häufig. Doch der unterschwellige Rassismus in Form von abwertenden Blicken oder diskriminierenden Denkmustern ist noch immer weit verbreitet. Dieser strukturelle Rassismus ist tief in der Mitte der Gesellschaft verankert, wie eine Studie der Fachstelle für Rassismusbekämpfung des EDI aufzeigt.  

Doch das lässt sich ändern. Es braucht Zeit und vor allem die Bereitschaft, über unangenehme Themen zu sprechen. Denn wir lösen keine Probleme, indem wir nicht darüber sprechen. Rassismus gedeiht in der Stille. Folgende Punkte zeigen Eltern, wie sie ihren Kindern helfen, rassistisches Verhalten zu bekämpfen und für das Recht jedes Menschen auf eine würdige und respektvolle Behandlung einzustehen. 

1. Nehmen Sie Ihr eigenes Verhalten unter die Lupe
Der erste und wohl unangenehmste Punkt ist, bei sich selbst genau hinzuschauen. Denn Sie haben eine Vorbildfunktion und was Sie vorleben, wird auch von Ihren Kindern übernommen. Fragen Sie sich also, wo Sie vielleicht noch rassistische Vorurteile im Kopf haben. Sobald Ihnen diese Muster bekannt sind, haben Sie einen ersten Schritt hin zur Überwindung davon gemacht. 

2. Zuhören und Erklären
Rassismus ist für Ihr Kind möglicherweise ein abstrakter Begriff. Doch selbst Vorschulkinder sind alt genug, um das Konzept der Fairness zu verstehen. Rassismus ist ein System der Ungerechtigkeit, in dem Menschen anderer Herkunft schlechter behandelt werden. Das ist falsch, und wir alle müssen hart daran arbeiten, dies zu korrigieren.

Lassen Sie Ihr Kind das Gespräch führen und nehmen Sie sich Zeit zum Nachdenken, bevor Sie antworten. Stehen Sie auch dazu, wenn Sie etwas nicht wissen. Vielleicht können Sie ja gemeinsam mit Ihrem Kind die Antworten finden? 

3. Ermutigen Sie ihr Kind, Fragen zu stellen
Alle Kinder haben Fragen zu Herkunft, Hautfarbe und anderen Unterschieden. Wenn Sie als Eltern sich jedoch unwohl fühlen darüber zu sprechen, merkt Ihr Kind das. Es lernt, diese Fragen nicht zu stellen. Dabei wäre es wichtig, dass Ihr Kind einen natürlichen Umgang mit ihm Fremdem und Toleranz lernt. Kinder sind nicht «farbenblind». Ihnen wurde viel eher antrainiert, nicht über Unterschiede zu sprechen. 

Hören Sie Ihrem Kind gut zu und nehmen seine Fragen und Gedanken zum Thema ernst. Seien Sie dabei respektvoll und lachen nicht über das, was es erzählt oder fragt. Wenn Ihr Kind etwas Rassistisches sagt, verurteilen Sie es nicht. Versuchen Sie stattdessen den Hintergrund zu verstehen und ihm sachlich zu erklären, warum diese Äusserung rassistisch war. 

4. Unterschiede feiern
Erklären Sie Ihrem Kind, dass Menschen verschieden aussehen. Dass Haar-, Haut- und Augenfarbe davon abhängen, wie viel und welche Art von Melanin ein Mensch hat. Manche Menschen haben mehr Melanin in ihrer Haut als andere. Geben Sie Ihrem Kind das Vokabular mit auf dem Weg, um über das zu sprechen, was es sieht. Erklären Sie auch, dass diese Vielfalt nichts über das Wesen oder den Charakter des jeweiligen Menschen aussagt. 

5. Wissen aufbauen
Lesen Sie gemeinsam Bücher über Rassismus. Wählen Sie Geschichten mit Heldinnen und Helden, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben als Sie selbst und vertiefen Sie Ihr eigenes Wissen durch die Lektüre von Büchern über Antirassismus.

Sprechen Sie mit Ihrem älteren Kind auch über das, was es in den (sozialen) Medien sieht und ordnen sie gemeinsam ein. Fragen Sie Ihr Kind nach dessen Meinung, ohne diese zu verurteilen und versuchen Sie gegebenenfalls, eine andere Perspektive aufzuzeigen.  

6. Zeigen Sie ihrem Kind, wie man ein Verbündeter ist
Ein Verbündeter zu sein bedeutet, dass man sich um andere Menschen kümmert, sich für sie einsetzt und ihnen beisteht. Leben Sie als Eltern diese Haltung vor! Bringen Sie Ihren Kindern bei, Zeugen zu sein: Wenn sie zum Beispiel sehen, wie eine Klassenkameradin wegen ihrer Herkunft belästigt wird, sollten sie sagen, dass das nicht in Ordnung ist. Genauso wenn sie hören, wie jemand einen rassistischen Witz oder eine rassistische Bemerkung macht. 

Sich gegen Ungerechtigkeit zu wehren ist wichtig. Alle Kinder verdienen es, in einer Welt aufzuwachsen, in der sie sicher und geschützt sind.