Diese Woche findet in Brüssel die internationale Geberkonferenz für Syrien statt. UNICEF ruft die Staats- und Regierungschefs dazu auf, neben der humanitären Nothilfe auch an die Schulbildung einer ganzen Generation zu denken.
Um die Lage für einmal positiv zu umschreiben: Trotz sieben Jahren Konflikt, Gewalt und Vertreibung haben noch immer rund 4,9 Millionen syrische Kinder Zugang zu Schulbildung – sei es in Syrien selber oder in einem der Nachbarländer. Fast 90 Prozent von ihnen besuchen eine öffentliche Schule. Im Libanon und in Jordanien gelang es, die syrischen Kinder in die Klassen ihrer einheimischen Altersgenossen zu integrieren.
«Dank umfangreichen Spendengeldern, einer beispiellosen Grosszügigkeit der Aufnahmeländer, dem unermüdlichen Einsatz von Lehrkräften und der Entschlossenheit der syrischen Kinder und ihrer Familien erhalten Millionen von Mädchen und Buben eine Ausbildung», sagt Geert Cappelaere, UNICEF Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika.
Doch den knapp 5 Millionen Schülerinnen und Schülern stehen 2,8 Millionen syrische Kinder gegenüber, die wegen des Konflikts keinen Unterricht besuchen. Manche von ihnen wurden gar nicht erst eingeschult, andere haben inzwischen so viele Schuljahre verpasst, dass sie den Stoff kaum noch aufholen können.
In Syrien selber ist mittlerweile jede dritte Schule zerstört oder für andere Zwecke in Anspruch genommen worden. In manchen Regionen ist es für die Kinder schlicht zu gefährlich, das Haus zu verlassen. Und je länger der Konflikt andauert, desto mehr Eltern müssen zu verheerenden Massnahmen greifen, um überleben zu können: Sie schicken ihre Kinder zum Arbeiten, verheiraten ihre Töchter viel zu jung, lassen ihre Söhne in den Kampf ziehen.
In den Nachbarländern stehen die Regierungen vor der riesigen Aufgabe, in einem ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Umfeld fast 2 Millionen zusätzliche Kinder in ihr Schulsystem aufzunehmen.
«Wenn sich die Staats- und Regierungschefs diese Woche in Brüssel zur Geberkonferenz für Syrien und die Region treffen, appellieren wir an sie, diese Kinder und Jugendlichen nicht aufzugeben», sagt Cappelaere. Er fordert eine bedingungslose, flexible und langfristige Finanzierung des Bildungswesens, um bestehende Systeme zu verbessern und alternative Möglichkeiten zu finden. «Der Schutz und die Bedürfnisse von Kindern sollten für alle Entscheidungsträger und für alle, die vor Ort kämpfen, Priorität haben.»