2. Runder Tisch «Flüchtlingskinder in der Schweiz» von UNICEF Schweiz

Zürich, 8. Juni 2017 – In Bern fand heute der zweite Runde Tisch zum Thema «Flüchtlingskinder in der Schweiz» statt. UNICEF Schweiz möchte mit dem Runden Tisch die Perspektive der Kinder in die Flüchtlingsdiskussion einbringen, indem ein regelmässiger Fachaustausch geboten wird. Dabei werden insbesondere die begleiteten Flüchtlingskinder in den Fokus genommen.

Bereits zum zweiten Mal hat UNICEF Schweiz zum Runden Tisch «Flüchtlingskinder in der Schweiz» eingeladen. Der Runde Tisch stellt eine kontinuierliche Plattform für einen informellen Fachaustausch, Wissenstransfer, Koordination und Vernetzung zu kinderspezifischen Fragestellungen im Flüchtlingsbereich dar mit dem Fokus auf die begleiteten Flüchtlingskinder. Fachpersonen, Vertreterinnen und Vertreter von Behörden verschiedener Ebenen sowie Vertreterinnen und Vertreter diverser NGOs sind jeweils dazu eingeladen.

Der zweite Runde Tisch legte den Schwerpunkt auf die Unterbringung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Asylunterkünften. Im Rahmen des Fachreferats «Der Raum als Bildungs-, Erfahrungs- und Sozialisationswelt – auch für Flüchtlingskinder?» setzten sich die Teilnehmenden in einem ersten Schritt mit der Frage auseinander, welche Bedeutung der «Raum» für das Aufwachsen von Kindern hat. Analog zu gleichaltrigen, nicht geflüchteten Kindern ist es auch für Flüchtlingskinder von grosser Bedeutung, kinderfreundliche Räume zu haben, die ihr Aufwachsen und ihre Entwicklung fördern. In diesem Zusammenhang ist es von Bedeutung, den Raum von der Vorstellung eines in sich geschlossenen Zimmers zu lösen. Kinder entwickeln sich, indem sie vielfältige Anregungen erhalten und Themen und Möglichkeiten geschaffen werden, die ihren Erfahrungsschatz als wichtige Faktoren der Identitätsbildung erweitern. Durch die Flucht sind Flüchtlingskinder mehrfachen Belastungen ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, dass sie einen Zugang zu ihrer neuen Umgebung erhalten und damit die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Identität zu bilden.

In einem zweiten Schritt bekamen die Teilnehmenden Einblick in die Gestaltung und Umsetzung eines Kinderfreundlichen Raums, der als Pilotprojekt im Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) Kreuzlingen (TG) sowie im Übergangszentrum Halle 9 in Oerlikon (ZH) eingerichtet wurde. Der Erfahrungsbericht zeigte vielzählige positive Aspekte auf, von einer ruhigeren Atmosphäre in der gesamten Unterkunft über eine qualitativ höhere Betreuung der Kinder bis hin zu mehr Beschäftigungsstunden und altersgerechteren Aktivitäten. Der Runde Tisch wurde durch das Vorstellen der deutschen Studie «Kindheit im Wartezustand», die die Situation von Kindern und Jugendlichen in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland analysiert, abgerundet (Studie verfügbar auf www.unicef.de: Kindheit im Wartezustand). Das Leben in Asylunterkünften, so das Fazit der Studie, ist geprägt durch lange Wartezeiten – auf den Arztbesuch, den Asylentscheid, den Zugang zur Schule, auf eine dauerhafte Bleibe – sowie durch ungleiche Versorgung und Förderung. Diese Benachteiligung besteht sowohl gegenüber Gleichaltrigen in Deutschland als auch innerhalb der Gruppe der Flüchtlingskinder, hervorgerufen durch unterschiedliche Bleibeperspektiven und Aufenthaltsstatus.

Kinder sind in erster Linie Kinder, so das Fazit des Runden Tisches, die sich in den bedeutenden Faktoren für ein gesundes Aufwachsen wie dem Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung oder einem anregenden Raum nicht unterscheiden.

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