Die Welt verliert Neugeborene, sagt UNICEF

Zürich/New York/Genf, 20. Februar 2018 – Weltweit sterben alarmierend viele Neugeborene. Davon sind vor allem die ärmsten Länder betroffen, sagte UNICEF heute in einem neuen Bericht über die Sterblichkeit von Neugeborenen. Babys, die in Japan, Island und Singapur geboren werden, haben die besten Überlebenschancen, währenddessen Neugeborene aus Pakistan, der Zentralafrikanischen Republik und aus Afghanistan die schlechtesten Chancen haben.

«Obgleich wir in den vergangenen 25 Jahren die Sterblichkeit der unter fünfjährigen Kinder mehr als halbiert haben, können wir in Bezug auf Neugeborene nicht mit ähnlichen Zahlen aufwarten», sagt UNICEF Direktorin Henrietta H. Fore. «Die Mehrheit dieser Todesfälle wäre vermeidbar, ganz offensichtlich versagen wir bei den allerärmsten Babys dieser Welt.»

Global betrachtet liegt die durchschnittliche Sterblichkeitsrate von Neugeborenen in Ländern mit niedrigem Einkommen bei 27 Todesfällen pro 1000 Geburten. In den einkommensstarken Ländern beträgt die Rate 3 Todesfälle pro 1000 Geburten. Neugeborene, die in den riskantesten Orten zur Welt kommen, sterben bis zu 50 Mal wahrscheinlicher als solche aus den sichersten Gebieten. Wenn jedes betroffene Land die Sterblichkeitsrate seiner Neugeborenen bis 2030 auf das durchschnittliche Niveau der einkommensstarken Länder senken könnte, würden 16 Millionen Kinderleben gerettet.

Die gefährlichsten Orte liegen in der Subsahara

Gemäss Bericht liegen acht der zehn gefährlichsten Orte in der afrikanischen Subsahara; also in Ländern, wo schwangere Frauen ihre Kinder oft ohne professionelle Unterstützung zur Welt bringen. Gründe dafür sind etwa: Armut, lokale Konflikte und mangelnde medizinische Einrichtungen. Dennoch lassen sich die Todesfälle teils nicht nur durch ein einzelnes Medikament oder einen medizinischen Eingriff bekämpfen – es bedarf einer grundlegenden Veränderung des gesamten Gesundheitssystems dieser Länder.

Ungleiche Lebensbedingungen

Höchste Sterblichkeitsraten von Neugeborenen:

1. Pakistan: 1 von 22
2. Zentralafrikanische Republik: 1 von 24
3. Afghanistan: 1 von 25
4. Somalia: 1 von 26
5. Lesotho: 1 von 26
6. Guinea-Bissau: 1 von 26
7. Südsudan: 1 von 26
8. Côte d’Ivoire: 1 von 27
9. Mali: 1 von 28
10. Tschad: 1 von 28

Tiefste Sterblichkeitsraten von Neugeborenen:

1. Japan: 1 von 1111
2. Island: 1 von 1000
3. Singapur: 1 von 909
4. Finnland: 1 von 833
5. Estland: 1 von 769
5. Slowenien: 1 von 769
7. Zypern: 1 von 714
8. Weissrussland: 1 von 667
8. Luxemburg: 1 von 667
8. Norwegen: 1 von 667
8. Südkorea: 1 von 667

Anmerkung: Die Sterblichkeitsraten von Neugeborenen sind Schätzungen mit unsicherem Werten. Die Rangliste stützt sich auf mediane Schätzungen von neonataler Sterblichkeit (Sterblichkeit von Neugeborenen pro 1000 Lebendgeburten). Sie berücksichtigt nicht allfällige Messunsicherheiten, die einzelnen Positionen der Rangliste können sich deshalb ändern. Die Rangliste schliesst ausserdem Länder, die weniger als 1000 Lebendgeburten pro 90 000 Menschen aufweisen, aus.

Mehr als 80 Prozent der Todesfälle der Neugeborenen können auf Komplikationen vor oder während der Geburt sowie auf Infektionen wie Lungenentzündung oder auf Blutvergiftungen zurückgeführt werden, lässt sich aus dem Bericht lesen. Alles Todesursachen, die grundsätzlich durch Zugang zu sauberem Wasser, Desinfektionsmittel, gute Ernährung und vor allem durch gut ausgebildetes Gesundheitspersonal vermieden werden können. Aufgrund des Mangels von gut ausgebildetem Gesundheitspersonal erhalten Tausende von Kindern nicht die medizinische Versorgung, auf die sie dringend angewiesen sind. Die Zahlen sprechen Fakten: In Norwegen entfallen 218 Ärzte, Krankenpfleger und Hebammen auf 10 000 Menschen. In Somalia kümmert sich gerade mal eine Fachkraft um 10 000 Menschen.

Jedes Kind am Leben

Diesen Monat startet UNICEF die globale Kampagne «Jedes Kind am Leben». Die Kampagne bittet um dringende Unterstützung und fordert konkrete Lösungen im Namen der Neugeborenen dieser Welt. Damit wendet sich UNICEF an Regierungen, Gesundheitsorganisationen und Spender sowie an den privaten Sektor, an Familien und Geschäftsleute. Damit jedes Kind am Leben bleibt, sind folgende Massnahmen anzustreben:

  • Rekrutierung, Ausbildung und Sicherstellung einer ausreichenden Anzahl von Ärzten, Krankenpflegern und Hebammen mit ausgewiesenem Fachwissen über Mütter- und Neugeborenen-Betreuung
  • Gewähr für saubere und zweckmässige Gesundheitszentren, die mit Wasser, Seife und Elektrizität ausgestattet sind und die für alle Mütter und Neugeborenen in zumutbarer Entfernung liegen
  • Zugang zu den zehn überlebensnotwendigsten Medikamenten sowie Ausrüstung für jede Mutter und ihr Kind, die für einen gesunden Start ins Leben nötig ist
  • Ermächtigung der jugendlichen Mädchen, Mütter und Familien, eine adäquate qualitative Gesundheitsversorgung zu fordern und zu erhalten

«Für 1 Million Neugeborene pro Jahr ist ihr erster Tag auch ihr letzter. Mehr als 1,5 Millionen Babys sterben jährlich innerhalb des ersten Monats ihres Lebens», sagt UNICEF Direktorin Fore. «Wir wissen, dass wir die Mehrheit dieser kleinen Leben mit erschwinglichen Massnahmen im Gesundheitswesen retten können. Nur ein paar wenige Schritte der internationalen Gemeinschaft können helfen, die ersten kleinen Schritte von jedem dieser wertvollen, jungen Leben zu sichern.»

Bilder, Videos (bitte Copyright beachten) und vollständiger UNICEF Bericht «Every Child Alive» in englischer Sprache zum Download: Bitte hier klicken

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Jürg Keim
Mediensprecher
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