Jugendliche

Psychische Gesundheit von Jugendlichen

Studie zur Situation in der Schweiz und Liechtenstein

Wie steht es um die psychische Gesundheit unserer Jugend? Eine neue UNICEF-Studie klärt auf. Die Ergebnisse sind alarmierend. So ist ein Drittel der 14- bis 19-Jährigen in der Schweiz und in Liechtenstein von psychischen Problemen betroffen. Jeder elfte Jugendliche hat schon versucht, sich das Leben zu nehmen. Um die psychische Gesundheit von Jugendlichen nachhaltig zu stärken, braucht es vor allem Investitionen in die Sensibilisierung und Prävention.

Die Studie, die von UNICEF mit Unterstützung der Z Zurich Foundation und Zurich Schweiz in Auftrag gegeben wurde, wurde zwischen Frühjahr und Sommer 2021 von Wissenschaftlern der Unisanté durchgeführt. Das Ziel: Risiko- und Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit von Jugendlichen in der Schweiz und Liechtenstein zu ermitteln. Insgesamt haben 1097 Personen zwischen 14 und 19 Jahren teilgenommen.

Jugendliche bleiben mit ihren Problemen oft alleine

Die Resultate der Studie sind besorgniserregend. So gaben 37 Prozent der befragten Jugendlichen an, von psychischen Problemen betroffen zu sein. 17 Prozent der Jugendlichen mit Anzeichen einer Angststörung und/oder Depression haben bereits versucht, sich das Leben zu nehmen. Davon haben sogar 48 Prozent mehrere Suizidversuche unternommen. Insgesamt gaben 8 Prozent aller Befragten an, dass sie versucht haben, sich das Leben zu nehmen. 

der befragten Jugendlichen

37 %
sind von psychischen Problemen betroffen.

der befragten Jugendlichen

8 %
haben versucht, sich das Leben zu nehmen.

der befragten Jugendlichen

29,1 %
sprechen mit niemandem über ihre Probleme.

Ein Grossteil der Teilnehmer berichtet von negativen Erlebnissen in der Kindheit. 69 Prozent gaben an, mindestens eine schlechte Kindheitserfahrung gemacht zu haben. Diese Zahl steigt drastisch an – auf 89 Prozent – bei jungen Erwachsenen mit Anzeichen einer Angststörung und/oder Depression. Ein Drittel dieser Jugendlichen hat sogar vier oder mehr schlechte Kindheitserfahrungen gemacht.

Gleichzeitig bleiben Jugendliche mit ihren Problemen oft alleine. 29,1 Prozent der Befragten gaben an, mit niemandem über ihre Probleme zu sprechen. Weniger als die Hälfte sucht ein Angebot der psychosozialen Versorgung auf, um Hilfe zu erhalten. Nur drei Prozent wenden sich an Fachleute aus dem Gesundheits- oder Bildungsbereich.

Risikofaktoren im Fokus

Faktoren, die sich negativ auf die psychische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen auswirken, werden Risikofaktoren genannt. Die grössten Risikofaktoren, welche die Studie in der Schweiz und Liechtenstein identifizieren konnte, sind schwierige Familienverhältnisse, ein tiefer sozioökonomischer Status, schlechte Kindheitserfahrungen sowie chronische Leiden.

Zudem entpuppt sich die Pandemie als möglicher Treiber schlechter physischer und psychischer Gesundheit. Ein Viertel der Befragten gab an, dass sich seit Beginn der Pandemie ihre körperliche Gesundheit verschlechtert habe. 47,1 Prozent bewerteten ihre psychische Gesundheit schlechter als vor der Pandemie. 

Empfehlungen

Wie die Studie zeigt, bahnen sich psychische Probleme und Störungen oft schon im Jugendalter an. Viele bleiben jedoch unentdeckt. UNICEF Schweiz und Liechtenstein legt deshalb vier konkrete Empfehlungen vor:  

Präventionsprogramme müssen junge Menschen bereits früh erreichen. Solche Programme sollten darauf abzielen, Schutzfaktoren zu stärken und neben Fachkräften des Gesundheitswesens auch Erwachsene im direkten Umfeld der Jugendlichen einzubeziehen. 

Das Stigma rund um psychische Gesundheitsdienste muss abgebaut werden. Dies kann nur geschehen, wenn wir als Gesellschaft lernen, über unsere Gefühle zu sprechen. Dazu ist viel Aufklärungsarbeit erforderlich. Diese muss sich an junge Menschen sowie auch an Erwachsene richten. 

Angebote müssen für und mit Jugendlichen erstellt werden. Nur im direkten Dialog mit jungen Menschen kann eruiert werden, welche Angebote sie wie nutzen und was ihnen in der Versorgung fehlt. Jede und jeder Jugendliche soll sich berechtigt fühlen, um Hilfe zu bitten. Angebote sollten leicht zugänglich sein und über ausreichende Kapazitäten verfügen.

Stetiges Monitoring ist essenziell. Die Situation von Jugendlichen und ihrer psychischen Gesundheit soll regelmässig und über die Pandemie hinaus erhoben werden. Nur so kann die Entwicklung im Laufe der Zeit beurteilt werden. Das Monitoring sollte zudem die Nutzung der Angebote psychosozialer Dienste einschliessen.

Downloads

Die kompletten Resultate der Studie, sowie eine Zusammenfassung können Sie hier herunterladen: