Not in Afghanistan: «Wenn wir jetzt nicht rasch handeln, werden viele Kinder den Frühling nicht erleben.»

Kinder in Afghanistan sind aufgrund der tödlichen Kombination aus Mangelernährung, einer noch nie dagewesenen Hungerkrise, Dürre, sinkenden Temperaturen, Wassermangel sowie der Unterbrechung lebenswichtiger Gesundheits- und Ernährungsdienste zunehmend anfällig für lebensbedrohliche Krankheiten.

© UNICEF/UN0562566/Romenzi

Vor dem Hintergrund der sich zunehmend verschlechternden humanitären Lage gefährden Krankheitsausbrüche das Leben der Kinder in Afghanistan. Seit Beginn des Jahres wurden bereits mehr als 66 000 Masernfälle gemeldet und vier Infektionsfälle mit dem Polio-Wildvirus Typ 1 (WPV-1) bestätigt. Gleichzeitig breiten sich akute Durchfallerkrankungen weiter aus.

Durch das harte Winterwetter, das in vielen Gebieten Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt erreicht, steigt das Risiko von Lungenentzündungen und akuten Atemwegserkrankungen. Gleichzeitig haben die Menschen Mühe, ihr Zuhause zu heizen und ihre Kinder warm zu halten. Kinder, die in höher gelegenen Regionen leben, sind besonders gefährdet und benötigen dringend lebensrettende Winterhilfe, einschliesslich wärmender Winterkleidung, Decken und Brennstoff zum Heizen. Schätzungsweise 25-30 Prozent der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren sind auf Infektionen der Atemwege zurückzuführen, 90 Prozent davon auf Lungenentzündungen.

«Wir nähern uns einem kritischen Punkt für Kinder in Afghanistan, denn der Winter bringt eine Vielzahl von Gefahren für ihre Gesundheit mit sich», sagte Abdul Kadir Musse, UNICEF-Leiter in Afghanistan. «Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn wir jetzt nicht rasch handeln – und sicherstellen, dass uns die Mittel zur Verfügung stehen, um zusätzliche finanzielle Hilfen und Wintervorräte bereitzustellen – werden viele Kinder den Frühling nicht erleben.»

Mehr als 24 Millionen Menschen am Hindukusch sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die Hälfte davon Kinder. Anfang Dezember hat UNICEF seinen Nothilfeaufruf für Afghanistan veröffentlicht – den bisher grössten Aufruf für ein einzelnes Land. UNICEF benötigt im kommenden Jahr zwei Milliarden US-Dollar, um den drohenden Zusammenbruch grundlegender und lebenswichtiger Dienste für Kinder und Familien abzuwenden.

Im vergangenen Monat hat UNICEF unter anderem:

  • die Gehälter von mehr als 10 000 Gesundheitsfachkräften in über 1 000 Gesundheitseinrichtungen bezahlt und mehr als 1 000 Gesundheitseinrichtungen mit medizinischen Hilfsgütern und Heizmaterialien unterstützt;
  • die grundlegende Gesundheitsversorgung unterstützt, einschliesslich Impfungen, auch durch den Einsatz von mobilen Gesundheits- und Ernährungsteams;
  • rund 105 000 Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren mit Masernimpfungen erreicht;
  • eine Impfkampagne gegen Polio für 8,5 Millionen Kinder unterstützt – davon zwei Millionen Kinder in bisher unzugänglichen Gebieten;
  • 37 000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung behandelt;
  • 22000 Menschen mit Trinkwasser erreicht und
  • Bargeldbeiträge sowie Winterkleidung in die ärmsten und am stärksten vom Winter betroffenen Provinzen gebracht.

UNICEF geht davon aus, dass im kommenden Jahr eins von zwei Kindern unter fünf Jahren von akuter Mangelernährung betroffen sein werden. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen wird auch im nächsten Jahr weiter auf der Basis der humanitären Grundprinzipien lebensrettende Hilfe für Kinder leisten, dazu beitragen, grundlegende Dienste aufrechtzuerhalten und gleichzeitig hart erkämpfte Fortschritte verteidigen, einschliesslich der Rechte von Frauen und Mädchen. 

UNICEF zählt auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, Ausnahmen von Sanktionen zu erleichtern, damit Kinder in Afghanistan rechtzeitig mit Hilfsgütern und lebenswichtigen Diensten erreicht werden können.