Ebola, Masern und nun Covid-19 – Der Kongo steckt in der Krise

Patricia Tomamichel
Patricia Tomamichel

Die Demokratische Republik Kongo wollte Ende letzter Woche eigentlich frohe Nachrichten verkünden. Dann starb ein junger Mann in Beni. An Ebola. Und damit platzte der Traum vom Ende des zweittödlichsten Ebola-Ausbruchs der Geschichte.

© UNICEF/UNI232068// Vincent Tremeau
Eine Ebola-Überlebende kümmert sich um Kleinkinder, während sich deren Mütter in einem von UNICEF unterstützten Behandlungszentrum von dem Virus erholen.

Zwei Tage fehlten noch. Dann hätte die Demokratische Republik Kongo den aktuellen Ebola-Ausbruch als beendet erklärt. Bereits 40 Tage lang waren keine neuen Fälle mehr gemeldet worden. Doch dann starb ein 26-jähriger Mann in Beni an den Folgen einer Ebola-Infektion. Der aktuelle Ausbruch begann im August 2018 und gilt als zweittödlichster. 2 130 Menschen von 3 310 Infizierten sind gestorben. Fast ein Drittel der Opfer sind Kinder. 

© UNICEF/UNI312397/Nybo
Eine durchsichtige Plastikwand trennt Ebola-Patientin Collette von ihrem fünfmonatigen Kind.

Die Demokratische Republik Kongo kämpft seit dem ersten Ebola-Ausbruch im Jahr 1976 immer wieder gegen das Virus. Doch nun zeigt sich, dass die Fokussierung auf Ebola dazu führte, dass Ressourcen und Massnahmen zur Bekämpfung anderer tödlicher Krankheiten fehlen.

© UNICEF/UNI308117/Ingram
Die 17-jährige Elise und ihre zehn Monate alte Tochter haben Ebola überlebt. Doch Elises Zwillingsschwester und ihre Grossmutter erlagen dem Virus.

So wurden seit Anfang 2019 332 000 Masernfälle registriert – der schlimmste Ausbruch in der Geschichte des Landes. Mehr als 5 300 Kinder unter fünf Jahren sind an der Krankheit gestorben. Ausserdem wurden im letzten Jahr 16,5 Millionen Fälle von Malaria verzeichnet, die zu knapp 17 000 Todesfällen führten. Auch die Opferzahlen aufgrund von Cholera waren 2019 drei Mal höher als noch zehn Jahre zuvor. All diese Krankheiten wären vermeidbar.

© UNICEF/UNI312430/Brown
Mamba Bwanga verlor im November 2019 innert weniger Tage zwei ihrer Kinder wegen Masern. Sie hatte bis dahin noch nie von der Krankheit gehört. Jetzt lässt sie ihre Kinder impfen.

Und mitten rein in diese Gesundheitskrise platzt nun ein neues tödliches Virus – Covid-19. Das Coronavirus breitet sich rasend schnell im ganzen Land aus. UNICEF ist zusammen mit Partnern vor Ort und hilft bei der Umsetzung von Massnahmen zur Eindämmung des Virus. Doch es ist zwingend notwendig, dass das gesamte Gesundheitssystem im Land gestärkt wird. 

© UNICEF/UNI200074

«Wenn Gesundheitseinrichtungen nicht über die Mittel verfügen, um Impfungen durchzuführen, Nahrung abzugeben oder andere lebenswichtige Dienstleistungen zu erbringen, riskieren wir, dass das Leben und die Zukunft vieler kongolesischer Kinder von vermeidbaren Krankheiten zerstört oder beeinträchtigt werden.» 

Edouard Beigbeder, UNICEF Vertreter in der Demokratischen Republik Kongo

UNICEF Direktorin Henrietta Fore betonte kürzlich: «Wir dürfen nicht zulassen, dass lebensrettende Eingriffe unseren Bemühungen zur Bekämpfung von Covid-19 zum Opfer fallen.» Deshalb setzt UNICEF alles daran, dass ausreichende Impfstoffvorräte vorhanden sind, wo sie benötigt werden. Dazu arbeitet das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mit Lieferanten zusammen, um die kontinuierliche Verfügbarkeit der Impfstoffe zu gewährleisten. In der aktuellen Krise müssen viele Regierungen geplante Massenimpfungen aussetzen, da diese mit den aktuell geltenden Bestimmungen zum Abstand halten nicht vereinbar sind. UNICEF appelliert an die Regierungen, dass bereits jetzt Vorbereitungen getroffen werden, um nach der Pandemie verstärkt wieder mit den Impfungen fortzufahren.