Ukraine: Ein Monat Krieg – ein Volk auf der Flucht

Jürg Keim
Jürg Keim

Der Krieg in der Ukraine dauert bereits ein Monat an. Er stellt eine unmittelbare und wachsende Bedrohung für das Leben und Wohlergehen der Bevölkerung dar und hat zur Vertreibung von 4,3 Millionen Kindern geführt. UNICEF ist vor Ort und leistet Nothilfe.

© UNICEF/UN0605554/Remp

Seit 8 Jahren herrscht Krieg in der Ostukraine. Doch mittlerweile breitet sich dieser eskalierende Konflikt und das damit einhergehende Leid der ukrainischen Bevölkerung auf das ganze Land aus. Rund 400 Schulen, über 60 Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sowie mehr als 1 500 Wohnhäuser wurden beschädigt oder zerstört – Zahlen, die mit jedem Tag steigen. In Teilen der Ukraine, insbesondere in den vom Militär eingeschlossenen Städten wie Mariupol und Wolnowacha, ist die Lage verzweifelt. Den Menschen fehlt der Zugang zu den grundlegendsten Dingen wie Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, medizinischer Versorgung oder Treibstoff. Familien sind gezwungen, sich unter unvorstellbaren, traumatischen Bedingungen in Kellern und Bunkern in Sicherheit zu bringen oder aus ihren Häusern zu fliehen – sowohl innerhalb der Ukraine als auch über die Grenzen hinweg. Bis zum 16. März verzeichnete das Büro des Hochkommissars für Menschenrechte 2 504 zivile Opfer, davon 780 Tote (darunter 78 Kinder) und 1 252 Verletzte (darunter ebenfalls 105 Kinder).

Bis heute wurden fast 6,5 Millionen Menschen innerhalb der Ukraine vertrieben, während fast 3,4 Millionen über internationale Grenzen geflohen sind – mehr als 2 Millionen davon haben allein in Polen Zuflucht gesucht. Die meisten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren verpflichtet sind, im Land zu bleiben. Ein Monat Krieg in der Ukraine hat zur Vertreibung von 4,3 Millionen Kindern geführt - mehr als die Hälfte der geschätzten 7,5 Millionen Kinder im Land. Dazu gehören 1,8 Millionen Kinder, die als Flüchtlinge in die Nachbarländer geflohen sind, und 2,5 Millionen Kinder, die nun innerhalb der Ukraine vertrieben wurden.

Der Bedarf an humanitärer Hilfe vervielfacht sich rapide; am dringendsten benötigt werden medizinische Notversorgung, wichtige Medikamente, medizinische Hilfsgüter und Ausrüstung, sauberes Trinkwasser und Hygieneartikel sowie Unterkünfte und Schutz für die aus ihren Häusern Vertriebenen.

© UNICEF/UN0599591/Moldov
© UNICEF/UN0602131/Moskaliuk
© UNICEF/UN0605535/Remp
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UNICEF Nothilfe in der Ukraine

UNICEF ist mit über 140 Mitarbeitenden in der Ukraine und unterstützt gemeinsam mit Partnerorganisationen und lokalen Behörden in dieser grössten Fluchtbewegung seit dem 2. Weltkrieg die betroffene Bevölkerung. 

Dies ist eine Auswahl der wichtigsten Aktivitäten von UNICEF in der Ukraine:

  • UNICEF verteilt Wasser und Hygieneartikel für Menschen auf der Flucht und stellt sanitäre Einrichtungen bereit. Entlang der Kontaktlinie in der Ostukraine wird ein Wassertransport gewährleistet, wo die Infrastruktur beschädigt ist. Ausserdem unterstützt UNICEF die Reparatur von zerstörten Wasser- und Sanitäreinrichtungen.
  • UNICEF liefert wichtige Gesundheitsgüter und Nahrungsmittel wie etwa energiereiche Kekse und Mikronährstoffzusätze für Kinder sowie für schwangere und stillende Mütter sowie medizinische Ausrüstung und Medikamente. 
  • UNICEF unterstützet den Zustrom von Binnenvertriebenen in der Westukraine durch das Erfassen jedes Einzeln und seines individuellen Bedarfs. Dabei stellt elementare Gesundheitsausrüstungen bereit, auch durch mobile Gesundheitseinheiten.
  • UNICEF bietet auch psychosoziale Betreuung durch mobile Teams für gefährdete Kinder und Betreuer an in den von der Regierung kontrollierten Gebieten an. Derzeit sind 13 mobile Teams im Einsatz, die Zahl wird jedoch auf 47 erweitert, um das gesamte Land abzudecken. Die Betreuung erfolgt noch häufig online von Kellern aus. Doch mindestens fünf zusätzliche Teams aus Psychologen, Gesundheits- und/oder Sozialarbeitern werden in Konfliktgebieten Erste Hilfe und psychologische Betreuung leisten, sobald die Sicherheitslage dies erlaubt.
  • UNICEF setzt sich stark für den Schutz von Kindern und Frauen ein, die von dem Konflikt und der Vertreibung betroffen sind. Wir haben bereits zusätzliche Kinderschutzspezialisten vor Ort eingesetzt sowie eine Task Force zum Kinderschutz ins Leben gerufen.
© UNICEF/UN0599681/Câtu

«Die Flüchtlingskrise wächst exponentiell und erhöht den Bedarf an humanitärer Hilfe.  Die Hälfte der Menschen, die auf der Flucht sind, sind Kinder. UNICEF arbeitet eng mit dem UNHCR zusammen, um ihnen Schutz und Hilfe in den Aufnahmeländern zu bieten.»

UNICEF-Exekutivdirektorin Catherin M.Russell

«Blue Dots» - Sichere Anlaufstellen in den angrenzenden Ländern 

UNICEF unterstützt auch mit ihrer Nothilfe die anliegenden Länder. UNICEF arbeitet in Polen, Moldawien, Rumänien, Belarus, Ungarn und der Slowakei gemeinsam mit dem UNHCR, lokalen Behörden und Partnern wie dem IKRK zusammen, um Familien, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, Sicherheit, Stabilität und Beratung zu bieten. Dank den sogenannten «Blue Dots» finden die Flüchtenden wichtige Sicherheitszonen.

  • An den «Blauen Punkten» werden Flüchtlinge mit wichtigen Informationen und praktischer Unterstützung versorgt, um ihnen bei ihrer Weiterreise zu helfen. Sie identifizieren und registrieren Kinder, die allein reisen, und stellen den Kontakt zu Schutzdiensten her. 
  • Ausserdem bieten die «Blue Dots» Anlaufstellen für Frauen an, etwa bei geschlechtsspezifischer Gewalt. 
  • Die «Blue Dots» bieten darüber hinaus kinderfreundliche Räume, in denen sie sich ausruhen, spielen und von strukturierten Aktivitäten und psychosozialer Unterstützung durch geschultes Personal profitieren können. Separate Räume und Aktivitäten sind auch für Kleinkinder und Jugendlichen eingerichtet, um deren besonderen Bedürfnissen gerecht zu werden.
© UNICEF/UN0609203/Vladimir
© UNICEF/UN0609292/Vladimir
© UNICEF/UN0606292/Holerga
© UNICEF/UN0599976/Nicodim
© UNICEF/UN0610982/Modola

Trotz intensiver Bemühungen um einen sicheren, schnellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe gibt es in den am stärksten betroffenen Gebieten im ganzen Land nach wie vor erhebliche Probleme. Gemeinsam können wir Kindern und Familien, die von Konflikten betroffen sind, dringende und langfristige Hilfe und Unterstützung zukommen lassen. Wir werden weiterhin alles tun, was wir für die Kinder in der Ukraine tun können. 

«Wir sind entschlossen, zu bleiben und zu helfen. Aber wir brauchen Ihre Unterstützung.»

Exekutivdirektorin Catherine E. Russel.

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