Wegen Pandemie: Bedrohung für Schwangere und Babys durch überlastete Gesundheitssysteme

Schätzungsweise 116 Millionen Babys werden in den ersten 40 Wochen seit Erklärung der Covid-19-Pandemie auf die Welt kommen, sagt UNICEF anlässlich des kommenden Muttertages. Die am 11. März ausgerufene Pandemie belastet die Gesundheitssysteme und medizinischen Versorgungsketten auf der ganzen Welt.

© UNICEF/UNI325619// Frank Dejongh
Elfenbeinküste: Salis kümmert sich um die 10 Tage alten Drillinge ihrer bei der Geburt verstorbenen Schwägerin.

Viele frisch gebackene Mütter und Neugeborene weltweit werden mit grossen Herausforderungen konfrontiert sein. Dazu zählen globale Eindämmungsmassnahmen wie Ausgangssperren, überlastete Gesundheitseinrichtungen, Versorgungs- und Ausrüstungsengpässe sowie ein Mangel an ausreichend qualifiziertem Gesundheitspersonal, einschliesslich Hebammen, die häufig zur Behandlung von Covid-19-Patienten eingesetzt werden.

«Millionen Mütter weltweit müssen sich jetzt darauf vorbereiten, ein Leben in eine Welt zu tragen, die sich verändert hat - eine Welt, in der werdende Mütter Angst haben, in Gesundheitseinrichtungen zu gehen, weil sie befürchten, sich anzustecken oder aufgrund überlasteter Gesundheitsdienste und Bewegungseinschränkungen auf eine Notfallversorgung verzichten», sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. «Es ist schwer vorstellbar, wie sehr die Coronavirus-Pandemie die Mutterschaft verändert hat.»

Im Vorfeld des Muttertages, der im Mai in über 128 Ländern stattfindet, warnt UNICEF davor, dass die Massnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie lebensrettende Gesundheitsdienstleistungen wie die Geburtshilfe beeinträchtigen und Millionen schwangeren Frauen und ihre Babys gefährden können.

Länder mit der voraussichtlich höchsten Geburtenrate in den neun Monaten seit der Erklärung der Pandemie sind: Indien (20,1 Millionen), China (13,5 Millionen), Nigeria (6,4 Millionen), Pakistan (5 Millionen) und Indonesien (4 Millionen). In den meisten dieser Länder gab es bereits vor der Pandemie hohe Sterblichkeitsraten bei Neugeborenen.

Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass Schwangere nicht stärker als andere Menschen von Covid-19 betroffen sind, sollten Länder sicherstellen, dass weiterhin Zugang zu pränatalen Geburts- und postnatalen Gesundheitsdiensten sowie Notfallversorgung gewährleistet ist.

UNICEF appelliert an Regierungen und Gesundheitsdienstleister:

  • Schwangerschaftsuntersuchungen, qualifizierte Geburtenhilfe, postnatale Betreuung und - bei Bedarf – die Pflege im Zusammenhang mit Covid-19 sicherzustellen;
  • dafür zu sorgen, dass das Gesundheitspersonal mit der erforderlichen persönlichen Schutzkleidung ausgestattet ist und vorrangig getestet und geimpft wird, sobald ein Covid-19-Impfstoff zur Verfügung steht, damit allen Schwangeren und Neugeborenen während der Pandemie eine qualitativ hochwertige Versorgung geboten werden kann;
  • zu gewährleisten, dass in den Gesundheitseinrichtungen während der Entbindung und unmittelbar danach alle Massnahmen zur Prävention und Bekämpfung der Infektion getroffen werden;
  • den Zugang des Gesundheitspersonals zu schwangeren Frauen und Neugeborenen durch Hausbesuche zu ermöglichen; Frauen, die in abgelegenen Gebieten leben, zu ermutigen mütterliche Einrichtungen zu besuchen und Telekonsultationen zu nutzen;
  • Ausbildung, Schutz und Ausstattung des Gesundheitspersonals mit sauberen Geburtssets, um Hausgeburten zu begleiten, wenn die Gesundheitseinrichtungen geschlossen sind;
  • Ressourcen für lebensrettende Dienste und medizinische Ausstattung für die Gesundheit von Müttern und Kindern bereitzustellen

Obwohl nicht bekannt ist, dass das Virus während der Schwangerschaft und der Entbindung von der Mutter auf ihr Baby übertragen wird, empfiehlt UNICEF allen schwangeren Frauen:

  • die Vorsichtsmaßnahmen zu befolgen, um sich vor dem Virus zu schützen, sich selbst genau auf Symptome von Covid-19 zu beobachten und sich bei Bedenken oder Symptomen von der nächstgelegenen Gesundheitseinrichtung beraten zu lassen;
  • die allgemeinen Vorsichtsmassnahmen zur Vermeidung einer Covid-19-Infektion zu treffen: physische Distanz und Online-Gesundheitsdienste nutzen; 
  • frühzeitig ärztliche Hilfe aufzusuchen, wenn sie in betroffenen oder gefährdeten Gebieten leben und Fieber, Husten oder Atembeschwerden haben;
  • ihr Baby auch dann weiter zu stillen, wenn sie infiziert sind oder eine Infektion vermuten, da das Virus nicht in Muttermilchproben gefunden wurde. Mütter mit Covid-19 sollten beim Stillen ihres Babys eine Maske tragen, sich vor und nach der Berührung des Babys die Hände waschen und Oberflächen oft reinigen und desinfizieren;
  • das Neugeborene weiterhin tragen und Haut-an-Haut-Kontakt pflegen;
  • ihre Hebamme oder ihren Arzt nach dem sichersten Geburtsort fragen und einen Geburtsplan aufstellen, um Ängste abzubauen und sicherzustellen, dass sie rechtzeitig an diesen Ort gelangen können;
  • Fortsetzen der medizinischen Versorgung, einschließlich Routineimpfungen, nach der Geburt des Kindes.

» Weitere Informationen über die Arbeit von UNICEF im Kampf gegen das Coronavirus.

Hinweis für Medien:

» Video, Fotos und Daten stehen Redaktionen im Rahmen der Berichterstattung zum kostenfreien Download zur Verfügung.

» Die Analyse basierte auf Daten aus den World Population Prospects 2019 der UN-Bevölkerungsabteilung. Eine Schwangerschaft dauert in der Regel neun Monate oder 39 bis 40 Wochen. Für die Zwecke dieser Schätzung wurde die Zahl der Geburten für einen Zeitraum von 40 Wochen im Jahr 2020 berechnet. Basierend auf der Erklärung der WHO vom 11. März, welche Covid-19 als Pandemie einstuft, wird der 40-Wochen Zeitraum vom 11. März bis 16. Dezember in dieser Schätzung verwendet.

Kontakt für Medien

Mélanie Girardet
Mediensprecherin
UNICEF Schweiz und Liechtenstein
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