200 Tage Krieg im Sudan

200 Tage nach dem Ausbruch des brutalen Kriegs im Sudan Mitte April ruft UNICEF die internationale Gemeinschaft und alle Konfliktparteien zu verstärktem Engagement auf, um die Not von Millionen von Kindern und Familien zu lindern. Kinder zahlen weiterhin den höchsten Preis für eine Krise, für die sie nichts können – und immer häufiger mit ihrem eigenen Leben.

Eine Mutter sucht Schutz in einer Notunterkunft für Flüchtlinge im Chad.
Raoda Ibrahim Fadou musste mit ihren Kindern fliehen und befindet sich nun im Flüchtlingslager von Adré im Tschad. «Sie griffen das Dorf an und schossen auf alle, auch auf Kinder. Ich habe gesehen, wie die Kinder getötet wurden. Wir versteckten uns und flohen. Wir hatten nichts bei uns, nur die Kleidung, die wir trugen. Ohne Wasser und Essen sind wir losgelaufen. Und so sind wir hier gelandet. Eigentlich gleich auf der anderen Seite der Grenze.»

Sudan ist der Brennpunkt der grössten Vertreibungskrise der Welt: Drei Millionen Kinder sind vor der allgegenwärtigen Gewalt geflohen – die meisten innerhalb des Landes. Hunderttausende suchen in den Nachbarländern Schutz in riesigen provisorischen Camps. Die Kinder brauchen Sicherheit, Nahrungsmittel, Unterkünfte und medizinische Versorgung.

Kinder sind nach wie vor am stärksten von der Gewalt betroffen. Etwa 14 Millionen Kinder im Sudan benötigen dringend lebensrettende humanitäre Hilfe. Viele von ihnen leben in ständiger Angst getötet, verletzt, rekrutiert oder von bewaffneten Gruppen benutzt zu werden.

Berichte über konfliktbezogene sexuelle Gewalt, einschliesslich Vergewaltigungen, häufen sich. Nachdem sich die Kämpfe in den letzten Wochen an mehreren Orten – Khartum, Darfur und Kordofan – ausgeweitet haben, ist eine Zunahme der Kinderrechtsverletzungen zu befürchten. Bislang wurden UNICEF mehr als 3100 schwere Verstösse gemeldet, darunter auch die Tötung und Verstümmelung von Kindern.

Die Situation im Sudan entwickelt sich zudem zu einer der schlimmsten Bildungskrisen der Welt: 19 Millionen Kinder besuchen seit Ausbruch der Krise nicht mehr den Unterricht. Die Zukunft einer ganzen Generation steht auf dem Spiel.

UNICEF und seine Partner leisten lebensrettende Hilfe für Millionen von Kindern im Sudan und in den Nachbarländern, unter anderem in den Bereichen Wasser, Gesundheit, Ernährung, sichere Unterkünfte und Bildung. Der Bedarf übersteigt die Ressourcen, die Zeit wird knapp. Wir brauchen einen sicheren und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe, um jedes Kind in Not mit lebensrettenden Gütern und Diensten zu versorgen.

Auch die Bedrohung durch tödliche Krankheiten wie Cholera, Denguefieber, Masern und Malaria nimmt zu. Rund 7,4 Millionen Kinder haben aktuell keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Fast die Hälfte davon ist unter fünf Jahre alt und stark gefährdet, an Durchfallerkrankungen und Cholera zu erkranken. Vielen fehlt es an Routineimpfungen gegen leicht vermeidbare Krankheiten, und fast 700 000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung sind ohne eine entsprechende Behandlung vom Tod bedroht. Die Wasser- und Gesundheitsinfrastruktur muss gemäss dem humanitären Völkerrecht aufrechterhalten werden.

Wir können nicht zulassen, dass das Leiden von Millionen von Kindern im Sudan zu einer weiteren vergessenen humanitären Katastrophe wird. Diese Kinder brauchen jetzt unsere Unterstützung. Und vor allem brauchen sie Frieden.

Bislang ist der humanitäre Aufruf von UNICEF für Sudan für dieses Jahr nur zu knapp einem Viertel finanziert. Dank Spenden können wir rechtzeitig und schnell reagieren. Informationen zu unserer Nothilfe im Sudan finden Sie hier.