Ein Verbot von Kinderarbeit greift zu kurz

Fast jedes zehnte Kind der Welt muss arbeiten, um zum Überleben seiner Familie beizutragen. Anlässlich des Welttags gegen Kinderarbeit ruft UNICEF dazu auf, deren Ursachen stärker zu bekämpfen.

Lebanon 2016
© UNICEF/UN043229/Romenzi

Der elfjährige Mohamad ist zusammen mit seiner Familie aus Syrien in den Libanon geflohen. In der Bekaa-Hochebene, der Obst- und Gemüsekammer des Landes, arbeitet er auf den Feldern. Auch seine Brüder müssen Geld verdienen, statt zur Schule zu gehen: «Einer arbeitet in einem Elektrogeschäft, einer putzt, der dritte pflückt Zwiebeln», erklärt Mohamad.

Mohamads Eltern ist wie allen anderen syrischen Eltern durchaus bewusst, wie wichtig Bildung für ihre Kinder wäre. Doch weil fast drei Viertel der syrischen Flüchtlinge im Libanon unter der Armutsgrenze leben, bleibt ihnen oft keine andere Wahl, als die Töchter und Söhne zum Arbeiten zu schicken – auch wenn es illegal ist.

Anlässlich des heutigen Welttags gegen Kinderarbeit ruft UNICEF dazu auf, die Ursachen von Kinderarbeit – darunter extreme Armut, fehlende Bildungschancen und die Diskriminierung von Mädchen – stärker zu bekämpfen. Denn die Zahl der arbeitenden Kinder ist seit der Jahrtausendwende zwar stark gesunken (von 246 Millionen im Jahr 2000 auf 152 Millionen im Jahr 2016), doch der Rückgang hat sich in den letzten Jahren deutlich verlangsamt. Noch immer muss weltweit fast jedes zehnte Kind arbeiten, um zum Überleben seiner Familie beizutragen.

Um Kinder aus dem Teufelskreis von Armut, Kinderarbeit und mangelnder Schulbildung zu befreien, müssen sich ihre Lebensbedingungen ändern. Nötig sind Investitionen in Bildung, aber auch in faire Erwerbschancen für Eltern sowie in Gesundheits- und Sozialsysteme. Neben den Regierungen sind daher auch die Unternehmen gefordert, über ein striktes Verbot von Kinderarbeit hinaus zu denken und zu handeln.