Die fünf gefährlichsten Klimabedrohungen für Kinder

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Debbie Dilger

Die Klimakrise stellt eine noch nie dagewesene Bedrohung für die Zukunft aller Kinder weltweit dar. Rekordhitze, Starkregen, Waldbrände und Überschwemmungen kennzeichnen einen Sommer der Extreme. Doch wie weitreichend sind die Folgen der Klimakrise? Dieser Blogbeitrag veranschaulicht anhand von fünf Einzelschicksalen die fünf gefährlichsten Klimabedrohungen für Kinder.

Ein junges Mädchen trinkt Wasser aus dem Wasserhahn eines Wassertanks.
Im vom Klima betroffenen Bezirk Libemuket im Süden Äthiopiens trinkt ein junges Mädchen Wasser aus dem Wasserhahn eines Wassertanks, der von UNICEF als Reaktion auf die Dürre bereitgestellt wurde.

Eine Milliarde Kinder sind wegen der Klimakrise extrem stark gefährdet – das entspricht fast jedem zweiten Kind weltweit. Unter ihnen auch der zwölfjährige Manuel Benjamin aus Mosambik, der 16 Monate alte Azaan Ali aus Pakistan, die ein jährigen Zwillingsschwestern Naurin und Naushin aus Bangladesch, der einjährige Alfa aus Indonesien und der zehnjährige Bukhari Aden aus Äthiopien. Sie alle leiden aufgrund unterschiedlichster Extremwetterlagen – bedingt durch die Klimakrise. Dieser Blog erzählt ihre Geschichten im Kontext von den fünf gefährlichsten Klimabedrohungen.

Unser Planet wird ein immer lebensfeindlicherer Ort für Kinder

Die Klimakrise stellt eine beispiellose Bedrohung für die Gesundheit, die Ernährung, die Bildung, die Entwicklung und das Überleben aller Kinder dar. Kinder sind unverhältnismässig stark durch Wasser- und Nahrungsmittelknappheit, Infektionskrankheiten sowie durch die Auswirkungen extremer Wetterereignisse gefährdet. Veränderte Wetterverhältnisse beeinträchtigen den Zugang von Kindern zu Bildungsangeboten, Gesundheitsversorgung, sauberem Trinkwasser und weiteren relevanten Dienstleistungen.

Ausserdem sind Kinder aufgrund ihrer anderen Anatomie und Physiologie verletzlicher gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels als Erwachsene: Sie benötigen pro Einheit ihres Körpergewichts mehr Nahrung und Wasser, überleben extreme Wetterereignisse wie Dürreperioden, Überschwemmungen oder Unwetter seltener, und sind anfälliger bei Temperaturschwankungen, giftigen Chemikalien sowie für Krankheiten, die mit dem Klimawandel zunehmen können, wie Malaria oder Denguefieber. Auch die psychische Gesundheit der Kinder leidet unter den Folgen der Klimakrise. Die Katastrophen und Krisen und die damit verbundene Bedrohung ihrer Zukunft löst allgegenwärtige Angst und Hoffnungslosigkeit aus. 

2021 veröffentlichte UNICEF den Bericht «Die Klimakrise ist eine Krise der Kinderrechte: Einführung des Klima-Risiko-Index für Kinder» und damit die erste umfassende Analyse verschiedener Klimarisiken aus der Perspektive von Kindern. In einer globalen Rangliste verdeutlicht der Bericht, in welchen Ländern und mit welcher Intensität Kinder weltweit Klima- und Umweltschocks ausgesetzt sind.

Während weltweit fast jedes Kind von mindestens einer Klima- und Umweltgefahr bedroht ist, sind Kinder in den am stärksten betroffenen Ländern gleich mehreren klima- und umweltbedingten Gefahren, Schocks und Belastungen ausgesetzt – gleichzeitig sind diese Kinder aufgrund der unzureichenden Grundversorgung in den Bereichen Wasser und Hygiene, Gesundheit und Bildung besonders verletzlich.

Die Folgen der Klimakrise betreffen Milliarden von Kindern:

  1. 400 Millionen Kinder sind stark von Wirbelstürmen betroffen;
  2. 570 Millionen Kinder sind stark von Überschwemmungen betroffen 
  3. Eine Milliarde Kinder sind stark von extremer Luftverschmutzung betroffen;
  4. 820 Millionen Kinder sind stark von Hitzewellen betroffen;
  5. 920 Millionen Kinder sind stark von Wasserknappheit betroffen.

Die folgenden fünf Einzelschicksale verdeutlichen beispielhaft fünf der grossen und vielfältigen Gefahren der menschengemachten Klimakrise für Kinder.

1. Wirbelstürme

Weltweit leben etwa 400 Millionen Kinder in Gebieten, die stark von tropischen Wirbelstürmen bedroht sind. Die schnell rotierenden Tiefdruckstürme bilden sich über (sub)tropischen Ozeanen und führen zu Überschwemmungen, Sturmfluten, extremen Winden und Blitzen.

Jedes Jahr sind Millionen von Kindern von Wirbelstürmen betroffen. Die Häufigkeit von Wirbelstürmen hoher Intensität wird durch die Erwärmung der Ozeane und dem Anstieg des Meeresspiegels weiter erhöht. Tropische Wirbelstürme bergen schwerwiegende und unmittelbare Gefahren, einschliesslich schwerer Verletzungen und Todesfälle, den Zusammenbruch und die Zerstörung wesentlicher Gesundheits- und Wasserversorgung sowie sanitärer Anlagen und die Vertreibung zahlreicher Menschen. Im Jahr 2020 mussten allein durch wetterbedingte Veränderungen über 9,8 Millionen Kinder ihre Heimat verlassen. Durch Vertreibung steigt auch das Risiko für Gewalt gegen Kinder, Entführung und Kinderhandel.

Zudem werden durch Wirbelstürme häufig Schulen zerstört oder Schulwege unpässlich gemacht. Das führt dazu, dass Kinder nicht zur Schule gehen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder zur Schule zurückkehren, sobald sie die Schule einmal verlassen haben, ist äusserst gering. Damit werden sie aufgrund fehlender Bildungschancen ihrer Perspektive auf eine bessere Zukunft beraubt.

Vor dem Zyklon «Freddy» verstärkt Manuel das Dach seines Hauses.
Der Zyklon «Freddy» ist am 11. März 2023 zum zweiten Mal in Mosambik auf Land getroffen und hat als intensiver tropischer Wirbelsturm die Stadt Quelimane in der Provinz Zambezia erreicht. UNICEF war gemeinsam mit der Regierung und Partnerorganisationen vor Ort und leistete dringende Nothilfe.
Der zwölf Jahre alte Manuel Benjamin sitzt vor seinem Haus in Mosambik.
Der zwölf Jahre alte Manuel Benjamin lebt mit seinem Vater und seinen drei Schwestern in der Nähe von Quelimane. Seine Mutter starb bei der Geburt seiner jüngsten Schwester, als er gerade zehn Jahre alt war. Seither hilft Manuel seinem Vater in der Landwirtschaft und bei der Instandhaltung des Hauses.
Vor dem Zyklon «Freddy» verstärkt Manuel das Dach seines Hauses.
Vor dem Zyklon «Freddy» verstärkt Manuel das Dach seines Hauses. «Ich habe keine Angst vor Überschwemmungen denn es wäre nicht das erste Mal, dass ich mein Zuhause wegen einer Naturkatastrophe verlassen müsste» sagt er. «Am meisten wünsche ich mir schnell wieder zur Schule zu gehen, sobald der Wirbelsturm vorbei ist».
Die ersten Drohnenaufnahmen am 13. März 2023 aus der Stadt Quelimane zeigen die enormen Auswirkungen und Verwüstungen, die Zyklon «Freddy» an Häusern, Schulen und anderer wichtiger Infrastruktur angerichtet hat
Die ersten Drohnenaufnahmen am 13. März 2023 aus der Stadt Quelimane zeigen die enormen Auswirkungen, die Zyklon «Freddy» an Häusern, Schulen und anderer wichtiger Infrastruktur angerichtet hat. Zyklon «Freddy» war mit Windstärken bis zu 150 km/h der stärkste und intensivste je gemessene Tropensturm der südlichen Hemisphäre.

2. Überschwemmungen

Ein Grossteil der Weltbevölkerung lebt nicht weiter als 100 Kilometer von der Meeresküste entfernt oder in Flusseinzugsgebieten, die von Gletschern oder Schnee gespeist werden. Folglich sind 240 Millionen Kinder in Küstenregionen und 330 Millionen Kinder in Flussgebieten stark von Überschwemmungen betroffen.

Aufgrund extremer Wetterlagen, die durch den globalen Klimawandel verursacht werden, steigt die Hochwassergefahr stetig an. Höhere Niederschlagsmengen, häufigere und intensivere Stürme sowie Schnee- und Gletscherschmelze, aber auch Veränderungen der Bodenflächen – wie beispielsweise die Abholzung von Wäldern – erhöht die Gefahr von Überschwemmungen in Flussgebieten zunehmend.

    Abgesehen von der unmittelbaren Gefahr von Tod und Verletzungen beeinflussen Überschwemmungen den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Durch Meerwasser versalzene Süsswasserspeicher beeinträchtigen nicht nur die Trinkwasserqualität und damit die Gesundheit der Menschen, die solches Wasser trinken, sondern ebenfalls die Bewässerungssysteme von landwirtschaftlichen Flächen. Des Weiteren werden sanitäre Einrichtungen beschädigt, was ebenfalls zur Verunreinigung des Wassers führt. Die betroffene Bevölkerung ist dadurch unter anderem einem erhöhten Risiko von Durchfallerkrankungen ausgesetzt, die schnell zu Dehydrierung und Mangelernährung führen können.

    Überschwemmung in Pakistan
    Eine Luftaufnahme vom 14. September 2022 zeigt das von den Überschwemmungen betroffenen Dorf Aziz Jatoi in der Provinz Sindh, Pakistan. Anhaltende sintflutartige Monsunregenfälle und die anschliessenden Überschwemmungen haben in allen vier Provinzen Pakistans Dörfer und Infrastrukturen weggespült und fast 2000 Menschen sind dabei ums Leben gekommen – ein Drittel davon Kinder.
    Boot in überschwemmten Gebiet in Pakistan
    UNICEF versorgte die am stärksten abgeschnittenen Dörfer mit Medikamenten gegen Malaria und Durchfallerkrankungen, sowie mit gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung (RUTF) für mangelernährte Kinder. Ismail Bhand im Bezirk Shaheed Benazirabad ist eines dieser Dörfer. Alle Strassenverbindungen sind geflutet. Das stehende und schmutzige Wasser begünstigt die Verbreitung von Krankheiten wie Cholera oder Denguefieber.
    Kleiner Junge erhält Nahrung.
    Auch der 16 Monate alte Azaan Ali gehörte zu den Hunderttausenden von Kindern in Pakistan, die aufgrund schwerer akuter Mangelernährung besonders stark gefährdet waren. Seine Mutter Reshma füttert ihn mit RUTF, dass sie von einer mobilen UNICEF-Klinik erhalten hat.
    Familie in Pakistan
    Reshma mit ihrem 16 Monate alten Sohn Azaan Ali, ihrer sechs Jahre alten Tochter Fiza und ihrem Mann Saaein Bakhsh. Saaein Bakhsh sagt: «Die Hälfte unseres Hauses ist eingestürzt. Wir haben jetzt nur noch ein Zimmer.»

    3. Luftverschmutzung

    Die Luftverschmutzung ist eine der verheerendsten Umweltgefahren für die Gesundheit des Menschen. Weltweit atmen etwa 90 Prozent der Kinder weltweit täglich Luft mit hoher Schadstoffbelastung ein. Eine Milliarde Kinder – also fast jedes zweite Kind – ist sogar von extrem hoher Luftverschmutzung betroffen (>35µg/m3*).

    Gleichzeitig ist die Luftverschmutzung eine entscheidende Ursache für zahlreiche Todesfälle und Krankheiten weltweit, beispielsweise Lungenentzündungen, Asthma, Lungenkrebs und Herzkrankheiten. 2016 starben etwa 600 000 Kinder an Krankheiten und Infektionen die mit Luftverschmutzung in Verbindung gebracht werden.

    Das liegt unter anderem daran, dass Kinder empfindlicher auf verschmutzte Atemluft reagieren als Erwachsene: Ihre Lunge und ihr Gehirn befinden sich noch im Wachstum, ihr Immunsystem baut sich noch auf und ihre Atemwege sind leichter durchdringlich.

    Die am meisten benachteiligten Kinder, die ohnehin bereits häufiger an Gesundheitsproblemen und mangelhafter Gesundheitsversorgung leiden, sind der Gefahr von luftverschmutzungsbedingten Krankheiten am stärksten ausgesetzt.

      Auch für Schwangere – und damit indirekt ebenfalls für Kinder – bringt die Luftverschmutzung zahlreiche Gefahren mit sich: Studien verdeutlichen einen Zusammenhang zwischen hoher Luftverschmutzung und Fehlgeburten, Frühgeburten, Neugeborenensterblichkeit, geringerem Geburtsgewicht und Unfruchtbarkeit.

      Die Neugeborenensterblichkeit ist die jährliche Anzahl der Todesfälle von Kindern innerhalb des ersten Lebensmonats. 2021 haben 2,3 Millionen Neugeborene diese besonders kritische Phase nicht überlebt. Das bedeutet, dass fast die Hälfte der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben, nicht einmal den ersten Monat überleben. Die Senkung der Neugeborenensterblichkeit verläuft langsamer als die Senkung der Sterblichkeit bei Kindern unter fünf Jahren.

      Smog in Dhaka, Bangladesch.
      Die hohe Luftverschmutzung in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, gefährdet das Leben - besonders für die einkommensschwache Bevölkerung – stark. Die Menschen vor Ort haben kaum oder gar keinen Zugang zu guten Gesundheits- und Hygienedienstleistungen.
      Frühgeborenes Baby
      In Bangladesch liegt die Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen bei 20 von 1000 Geburten. Die meisten Neugeborenen sterben an Frühgeburtlichkeit (31 Prozent). Weltweit ist die Frühgeburt für Kinder unter fünf Jahren die zweithäufigste Todesursache – nach der Lungenentzündung.
      Mutter hält Kinder im Arm.
      Mariam Akhter hält ihre acht Wochen alten Zwillingstöchter Naushin und Naurin, in Gazaria, in der Nähe von Dhaka, Bangladesch auf dem Arm. Die Zwillingsmädchen kamen mit einem Geburtsgewicht von nur ca. 900g als Frühgeborene zur Welt. Mariam sagt: «Meine Zwillinge hatten beide Atemprobleme und brauchten eine Spritze, damit sich ihre Lungen ausdehnen, und Antibiotika.»
      Mann hält Zwillingsschwestern auf dem Arm
      Naurin und Naushin sind inzwischen ein Jahr alt. Ihre Geburten wurden registriert, und sie sind vollständig geimpft. Dennoch sind die Zwillinge häufig erkältet oder haben Fieber. Mariam sagt: «In unserer Nähe gibt es eine Fabrik, die Zement herstellt und daher sehr viel Staub produziert – das könnte die Ursache sein.». Die Zwillinge waren zur Behandlung ihrer Krankheiten bereits etwa 20 Mal beim Arzt.

      4. Hitze

      Auch dieses Jahr brachen Hitzewellen sowohl in der südlichen als auch in der nördlichen Hemisphäre alle Rekorde. Der Juli 2023 war weltweit der heisseste Monat seit Messbeginn. Wie weitreichend die Auswirkungen solcher Hitzewellen auf Kinder sind, verdeutlicht der Bericht «The Coldest Year Of The Rest Of Their Lives: Protecting Children From The Escalating Impacts Of Heatwaves». Demnach werden bereits in 30 Jahren über zwei Milliarden Kinder auf der Welt von längeren, heisseren und häufigeren Hitzewellen betroffen sein. Bereits jetzt sind 820 Millionen Kinder stark von Hitzewellen betroffen, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden bedrohen.

      Hinzukommt, dass Hitzewellen für Kinder besonders gefährlich sind, da sie im Vergleich zu Erwachsenen ihre Körpertemperatur weniger gut regulieren können. Säuglinge und Kleinkinder sind am stärksten von hitzebedingter Sterblichkeit bedroht. Hitzewellen können sich auch auf das Umfeld der Kinder, ihre Sicherheit, ihre Ernährung und ihren Zugang zu Wasser sowie auf ihre Bildung auswirken.

      Vanessa Nakate

      «So heiss es auch in diesem Jahr in fast allen Teilen der Welt gewesen ist, wird es wahrscheinlich das kälteste Jahr unseres Lebens bleiben. Das Rad der Zeit wird auf unserem Planeten weitergedreht und dennoch haben unsere Staats- und Regierungschefs noch nicht angefangen zu schwitzen.»

      Vanessa Nakate, Klimaaktivistin und UNICEF-Botschafterin
      Vertrocknetes Ackerland in Indonesien.
      Eine Luftaufnahme vom 23. September 2022 zeigt das trockene Ackerland in Bena, Indonesien. Im ganzen Land haben steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster, häufigere Schädlingsausbrüche und extreme Wetterereignisse infolge des Klimawandels zu einem Rückgang der Quantität und Qualität der erzeugten Nahrungsmittel geführt.
      Mangelernährtes Kind in Indonesien.
      Bei dem einjährigen Alfa wurde vor kurzem eine Mangelernährung diagnostiziert, und seine Eltern haben seitdem entsprechende Unterstützung erhalten. In der Provinz Ost-Nusa Tenggara leiden rund 42 Prozent der Kinder an chronischer Mangelernährung.
      Familie in Indonesien.
      Roby, Alfas Vater, arbeitet als Landwirt. Er sagt: «Aufgrund der immer geringeren Niederschläge sind die Ernteerträge immer mehr zurückgegangen. Das führt dazu, dass unsere Familie in finanzielle Not geraten ist». Der Grossteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Durch den Rückgang der Nahrungsmittelproduktion können sie ihre Familien nicht mehr ernähren und ebenfalls immer weniger Nahrungsmittel zum Verkauf anbieten, um ihr Einkommen zu sichern.

      5. Wasserknappheit

      Dem UNICEF-Bericht «Thirsting for a Future: Water and children in a changing climate» zufolge haben weltweit etwa 663 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bis im Jahr 2040 werden allein rund 600 Millionen Kinder – also jedes vierte Kind weltweit – in Regionen mit extrem knappen Wasserressourcen leben.

      Der Wasserverbrauch ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen, bedingt durch Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Urbanisierung und zehrt an den weltweiten Ressourcen. Bereits jetzt ist der Wasserbedarf in 36 Ländern deutlich höher als erneuerbare Wasserquellen liefern können. In den kommenden Jahrzehnten werden wärmere Temperaturen, Dürren, steigende Meeresspiegel und Überschwemmungen die Qualität und die Verfügbarkeit der Wasserreserven weiter beeinträchtigen – bedingt durch die Klimakrise.

      Vor allem die ärmsten und verletzlichsten Kinder dieser Welt leiden stark unter der zunehmenden Wasserknappheit. Bereits jetzt trinken Millionen Kinder verschmutztes Wasser – mit Folgen wie etwa potenziell tödlichen Durchfallerkrankungen. Zudem verbringen viele Kinder täglich Stunden mit Wasserholen, anstatt zur Schule zu gehen und zu lernen.

      Wasserstelle in Äthiopien.
      In der Somali-Region, Äthiopien, befindet sich eine Wasserstelle an der sich zahlreiche Tiere versammeln, die auf der Suche nach Wasser einen weiten Weg zurückgelegt haben. Nach fünf dürftigen oder ausgebliebenen Regenzeiten in Folge erleben vier Länder am Horn von Afrika eine der schlimmsten Dürreperioden seit Jahrzehnten. Millionen von Kindern benötigen dringend humanitäre Hilfe.
      Kind steht vor Wasserstelle.
      Der zehn Jahre alte Bukhari Aden kommt zur Wasserstelle, um seiner Mutter Dama Mohammed zu helfen. Nachdem sie den Kamelen und Eseln Wasser gegeben haben, bringen Bukhari und seine Mutter noch zwei Kanister Wasser mit nach Hause um die Kühe zu versorgen.
      Kind rennt über trockenes Land.
      Bukhari war noch nie in der Schule. «In unserem Dorf sind die Kinder dafür verantwortlich, sich um die Tiere zu kümmern. In der Nähe des Dorfes gibt es kein Wasser. Wenn es in der Nähe Wasser gäbe, könnte ich ganz einfach zur Schule gehen», sagt er.

      Schlussfolgerungen

      Eins ist klar: Die Klimakrise ist nicht nur ein ökologisches Problem, sondern hat schädliche und tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen aller Menschen und vor allem der Kinder und ihrer Zukunft. Die Klimakrise verletzt Kinder weltweit in ihren Rechten, unter anderem in ihrem Recht auf Leben (Art. 6 KRK), auf Gesundheit (Art. 24 KRK) auf Bildung (Art. 28 KRK) und auf Nichtdiskriminierung (Art. 2 KRK). Wir dürfen die Augen nicht vor den verheerenden Auswirkungen verschliessen. Um den Kindern und nachfolgenden Generationen einen belebbaren Planeten zu hinterlassen, müssen wir jetzt entschieden handeln. 

      Bettina Junker

      «Die Kinder von heute haben ein Leben vor sich, das – je nachdem, wo sie leben – stark durch die Gefahren geprägt sein wird, die aus der Klimakrise folgen. Es muss daher sofort und dringend mehr in die Anpassung der Lebensbedingungen von Kindern an die Veränderungen in ihrer Umwelt investiert werden.»

      Bettina Junker, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz und Liechtenstein

      Langfristig ist die einzige Lösung, um den Klimawandel abzuschwächen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dafür braucht es ambitionierte Zwischenziele und entschiedenes Handeln seitens der Regierungen und Unternehmen, um die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

      1. Kinder besser schützen

      Investitionen in Bildung, einen verbesserten Zugang zu Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Dienstleistungen (WASH), Gesundheits-, Ernährungs- und Sozialdienste oder grundsätzlich die Verringerung von Armut können das Klimarisiko für Kinder verringern und ihre Resilienz steigern. UNICEF fördert weltweit innovative Ideen, die Klimaresilienz, Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung miteinander verbinden.

      2. Kindern an Lösungsprozessen beteiligen

      Kinder und Jugendliche müssen bei klimapolitischen Verhandlungen stärker miteinbezogen werden. Nicht nur, weil es vor allem um ihre Zukunft geht, sondern auch weil sie sich beteiligen wollen: Weltweit engagieren sich Kinder und Jugendliche für eine ambitioniertere Klimapolitik. Regierungen, Unternehmen und Schlüsselpersonen müssen dieses Engagement ernst nehmen und es den jungen Menschen ermöglichen, sich stärker in Entscheidungsprozesse zur Bekämpfung der Klimakrise einzubringen.

      Diese notwendigen Veränderungen lassen sich nur mit vereinten Kräften bewirken! Bemühen wir uns um eine saubere, sichere und stabile Umwelt für alle Kinder, um die Rechte der Kinder und künftigen Generationen zu schützen.