Schuljahr in der Ukraine endet tragisch

Mindestens jede sechste von UNICEF unterstützte Schule in der Ostukraine wurde seit Beginn des Krieges beschädigt oder zerstört, darunter auch die Schule 36 - die einzige «safe school» in Mariupol. Die Angriffe auf Schulen verdeutlichen die dramatischen Auswirkungen des Krieges auf das Leben und die Zukunft der Kinder.  

© UNICEF/UN0633176/Pashkina
Am 18. März 2022 spielen die 14-jährigen Freunde Yaroslav (links) und Stepan in Charkiw im Nordosten der Ukraine auf der Schaukel ihrer ehemaligen Schule, die im Februar 2022 durch Granatenbeschuss zerstört wurde.

Allein in der vergangenen Woche wurden zwei Schulen durch Angriffe getroffen. Die beschädigten oder zerstörten Schulen – 15 von 89 – sind Teil des «Safe Schools»-Programms, das gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft in Reaktion auf Angriffe auf Kindergärten und Schulen im Donbas etabliert wurde, wo seit 2014 ein schwelender bewaffneter Konflikt herrscht.   
Seit dem Kriegsausbruch im Februar wurden Berichten zufolge Hunderte von Schulen in der Ukraine durch schwere Artillerie, Luftangriffe und andere explosive Waffen in Wohngebieten getroffen, während andere als Informationszentren, Schutzräume, Logistikzentren oder für militärische Zwecke genutzt werden.
«Der Beginn des Schuljahres in der Ukraine war für die Kinder nach den pandemiebedingten Unterbrechungen ein Moment der Hoffnung», sagte Murat Sahin, Leiter von UNICEF in der Ukraine. «Stattdessen wurden Hunderte von Kindern getötet und das Schuljahr endet wegen des Krieges und der Zerstörung von Bildungseinrichtungen mit geschlossenen Klassenzimmern.»
Für Kinder in Krisensituationen sind Schulen essentiell – sie sind ein sicherer Ort, an dem Kinder eine gewisse Normalität und Halt in schwierigsten Zeiten erfahren und sie stellen sicher, dass Kinder nicht ein Leben lang den Preis für verpasste Bildungschancen zahlen müssen. Bildung kann auch lebensrettend sein – sie verschafft Kindern Zugang zu Informationen über die Risiken tödlicher Sprengkörper und vermittelt ihnen und ihren Eltern den Kontakt zu wichtigen medizinischen und psychosozialen Diensten.
«Zugang zu Bildung kann für Millionen von Kindern den Unterschied zwischen Hoffnung und Verzweiflung ausmachen», sagte Sahin. "Dies ist entscheidend für ihre Zukunft und die der ganzen Ukraine.»

Gemeinsam mit seinen Partnern setzt UNICEF alles daran, so vielen Kindern wie möglich sichere und angemessene Lernmöglichkeiten zu bieten:

  • Die vom Ministerium für Bildung und Wissenschaft mit Unterstützung von UNICEF entwickelte «All Ukrainian Online Education Platform» erreicht über 80 000 Schülerinnen und Schüler der 5. bis 11. Klasse, die innerhalb der Ukraine auf der Flucht sind.
  • In Dutzenden von U-Bahn-Stationen in Charkiw, wo zahlreiche Kinder Zuflucht gesucht haben, haben von UNICEF unterstützte freiwillige Helfende Kinderbereiche eingerichtet, wo Lehrkräfte und Psychologinnen und Psychologen regelmässig mit den Kindern zusammenkommen. Die digitale Kindergartenplattform 'Numo', die von UNICEF und dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft unterstützt wird, erhält regelmässig Hunderttausende von Aufrufen.
  • Eine von UNICEF und dem Katastrophenschutz der Ukraine entwickelte digitale Kampagne zur Aufklärung über die Gefahren von Blindgängern (EORE) hat online bereits acht Millionen User erreicht.
  • Rund 250 000 Kinder wurden von UNICEF in Notunterkünften, U-Bahn-Stationen und an anderen Orten, an denen Kinder Zuflucht suchen, mit Lernmaterialen versorgt.  
  • UNICEF unterstützt die Regierungen und Gemeinden in den Nachbarländern dabei, geflüchtete Kinder in die nationalen Schulsysteme einzugliedern und ihnen alternative Bildungswege anzubieten, einschliesslich digitaler Lernangebote.

«Trotz des Horrors des Krieges wurde unglaubliche Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass Kinder weiter lernen können», sagte Sahin. «Letztendlich müssen die Kämpfe jedoch aufhören, damit die Klassenzimmer wiederaufgebaut und die Schulen wieder zu sicheren Orten werden können, an denen das Lernen Spass macht.»

Kinder und Schulen müssen im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht jederzeit geschützt werden. Die Konfliktparteien müssen jegliche Massnahmen ergreifen, um den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten sowie die militärische Nutzung von Bildungseinrichtungen zu vermeiden.