Pakistan: Ohne verstärkte Hilfe werden noch mehr Kinder ihr Leben verlieren

Statement von Abdullah Fadil, Leiter von UNICEF in Pakistan, bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.

© UNICEF/UN0698138/Hussain/AFP

«Die katastrophalen Überschwemmungen in Pakistan haben bereits 615 Kinder das Leben gekostet. Rund 10 Millionen Kinder benötigen dringend lebensrettende Hilfe. Die Zahlen sind erschütternd; das Ausmass der Not erschreckend. Und leider muss ich sagen, dass in den kommenden Tagen und Wochen noch mehr Kinder ihr Leben verlieren werden, wenn wir nicht schnell handeln.
Die Situation vor Ort ist anders als alles, was wir bisher gesehen haben. Mit dem bevorstehenden Winter wird die Not noch weiter zunehmen. Einige Familien leben nun schon seit mehr als acht Wochen in provisorisch errichteten Zelten. Einige können sich nur mit zerfetzter Kleidung vor der sengenden Sonne schützen. Kinder sind von Pfützen mit stehendem Wasser umgeben, die mit Düngemitteln und Fäkalien vergiftet sind und in denen es von Krankheiten und Viren nur so wimmelt, manchmal nur wenige Meter entfernt von dem Ort, an dem sie schlafen.
Mehr als eine halbe Million Kinder sind schwer akut mangelernährt und brauchen dringend eine Behandlung. Rund 80 000 von ihnen benötigen gleichzeitig weitere medizinische Hilfe. Bereits vor den Überschwemmungen in Pakistan waren 50 Prozent der Kinder unter fünf Jahren in den betroffenen Distrikten von chronischer Mangelernährung betroffen.
Mehr als sieben Millionen Kinder und Frauen benötigen dringend Zugang zu Ernährungsdiensten. Rund vier Millionen Kinder haben keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. 7,6 Millionen Kinder sind höheren Risiken ausgesetzt, und zwei Millionen Kinder gehen als direkte Folge der Überschwemmungen nicht in die Schule.
Weil zahlreiche Wasserversorgungssysteme und sanitäre Einrichtungen beschädigt wurden, haben 5,5 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Obwohl UNICEF jeden Tag eine Million Liter sauberes Wasser liefert, haben viele Familien angesichts des Ausmasses dieser Krise keine andere Wahl, als schmutziges Wasser zu trinken. Viele leiden unter gefährlichen, durch Wasser übertragbare Krankheiten wie Cholera, Durchfall, Denguefieber und Malaria, was wiederum die Gefahr von akuter Mangelernährung verschärft.
Trotz der grossen Herausforderungen, die am stärksten betroffenen Kinder und Familien zu erreichen, ist UNICEF seit dem ersten Tag vor Ort und unterstützt die pakistanische Regierung in 55 der am stärksten betroffenen Distrikte. Wir haben bereits lebensrettende humanitäre Hilfsgüter im Wert von 10 Millionen US-Dollar geliefert und mehr als 145 Tonnen humanitäre Hilfsgüter ins Land gebracht, darunter 820.000 Tabletten gegen Malaria am vergangenen Wochenende. Wir haben 86 mobile Gesundheitsstationen und 226 temporäre Lernzentren eingerichtet, um Kindern zu helfen, die traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten und wieder so etwas wie einen Alltag zu erleben. Ausserdem haben wir zwei Logistikzentren eingerichtet, um den Zugang zu den von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten zu verbessern, und sind dabei, zwei weitere einzurichten.
Doch ohne sofortige Unterstützung können wir dem Ausmass der Zerstörung nicht gerecht werden und eine grössere Krise abwenden. Ernährungs-, Wasser- und Hygiene- sowie Gesundheitsprogramme müssen jetzt ausgeweitet werden, um das Leben von Kindern zu retten.
Vor diesem Hintergrund hat UNICEF seinen Nothilfeaufruf auf 173,5 Millionen US-Dollar erhöht. Bisher sind jedoch lediglich 13 Prozent des Aufrufs finanziert.
Die Zeit läuft ab, um Leben zu retten. Die Situation, die wir hier seit dem ersten Tag sehen, ist absolut herzzerreissend. Jeden Tag begegnen wir besorgten Eltern, die ihre kranken Kinder zur Behandlung in mobile Gesundheitszentren bringen. Die Kinder sind schwer mangelernährt, leiden an Durchfall, Malaria, Dengue-Fieber, Typhus, akuten Atemwegsinfektionen, schmerzhaften Hautkrankheiten - die Liste ist endlos. Überall, wo wir hinkommen, sehen wir, wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit als Folge dieser Klimakatastrophe zunehmen. Wir müssen gemeinsam handeln, bevor es zu spät ist.»

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