Ein Jahr Corona: Das sind die Auswirkungen auf Kinder

Ein Jahr ist vergangen, seit Covid-19 zur Pandemie erklärt wurde. Die neuesten verfügbaren Daten von UNICEF decken eine erschreckende neue Normalität für die Kinder der Welt auf.  

© UNICEF/UNI316642/Mohamed
Kindergärtner in Südafrika, März 2020

«Fortschritte in praktisch allen wichtigen Bereichen der Kindheit sind rückläufig», sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. «Die Zahl der Kinder, die hungern, isoliert sind, missbraucht werden, Angst haben, in Armut leben und zur Heirat gezwungen werden, ist gestiegen. Gleichzeitig hat sich ihr Zugang zu Bildung, Sozialisation und wichtigen Dienstleistungen wie Gesundheit, Ernährung und Schutz verschlechtert. Die Anzeichen dafür, dass Kinder die Narben der Pandemie noch jahrelang tragen werden, sind unübersehbar.»

Diese Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Kinder:

  • Von den 71 Millionen Covid-19-Infektionen in 107 Ländern (62 Prozent der gesamten weltweiten Infektionen) mit Daten nach Alter entfallen 13 Prozent auf Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren (Stand März 2021)
  • In Entwicklungsländern wird ein Anstieg der Kinderarmut um etwa 15 Prozent erwartet. Zusätzlich werden in diesen Ländern bereits jetzt 140 Millionen Kinder in Haushalten leben, die unterhalb der Armutsgrenze angesiedelt sind.
  • Für mehr als 168 Millionen Lernende weltweit sind seit fast einem Jahr die Schulen geschlossen. Zwei Drittel der Länder mit vollständigen oder teilweisen Schliessungen befinden sich in Lateinamerika und der Karibik. 
  • Mindestens eins von drei Schulkindern konnte während der Schliessung ihrer Schulen nicht am Fernunterricht teilnehmen. 
  • Bis zum Ende des Jahrzehnts könnte es zu etwa 10 Millionen zusätzlichen Kinderehen kommen, was die jahrelangen Fortschritte bei der Reduzierung dieser Praxis gefährdet.
  • Mindestens eins von sieben Kindern und Jugendlichen hat die meiste Zeit des letzten Jahres im Lockdown gelebt, was zu Gefühlen von Angst, Depression und Isolation führt. 
  • Bis November 2020 waren mehr als zwei Drittel der psychischen Gesundheitsdienste für Kinder und Jugendliche unterbrochen. 
  • In 2020 litten zusätzlich sechs bis sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren an Auszehrung oder akuter Mangelernährung, eine Zunahme um 14 Prozent (Stand November 2020). Vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara und in Südasien werden hierdurch jeden Monat 10 000 Kinder zusätzlich sterben.
  • Bis November 2020 drohten in 26 Ländern mehr als 94 Millionen Menschen aufgrund von unterbrochenen Masernkampagnen Impfungen zu fehlen.
  • Flüchtlinge und Asylsuchende in 59 Ländern mit verfügbaren Daten hatten bis November 2020 aufgrund von Grenzschliessungen und zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung keinen Zugang zu Covid-19-bezogenen Massnahmen zur sozialen Absicherung.
  • Rund 3 Milliarden Menschen weltweit fehlt es zu Hause an grundlegenden Möglichkeiten zum Händewaschen mit Wasser und Seife. In den am wenigsten entwickelten Ländern fehlt es drei Vierteln der Menschen, mehr als zwei Dritteln der Schulen und einem Viertel der Gesundheitseinrichtungen an den grundlegenden Hygienediensten, die zur Reduzierung der Übertragung von Covid-19 erforderlich sind. Im Durchschnitt sterben jeden Tag 700 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch den Mangel an Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene verursacht werden. 

«Kinder müssen im Mittelpunkt der Wiederaufbaubemühungen stehen», so Fore. «Das bedeutet, dass Schulen in den Plänen zur Wiedereröffnung Vorrang haben müssen. Es bedeutet, sozialen Schutz zu bieten, einschliesslich Geldtransfers für Familien. Und es bedeutet, die am meisten gefährdeten Kinder mit wichtigen Dienstleistungen zu erreichen. Nur so können wir diese Generation davor bewahren, eine verlorene Generation zu werden.»