UNICEF Netzwerktreffen: «Kinder bewegen»

Am 21. September fand in Bern das UNICEF Netzwerktreffen «Kinder bewegen – Mobilität und Freizeit in der Gemeinde» statt. An einem interaktiven Marktplatz stellten 19 Gemeinden, Städte und Organisationen ihre Angebote vor.

Netzwerktreffen

Sobald ein Kind das Haus oder die Wohnung verlässt, steht es in der Schweiz und in Liechtenstein fast überall an einer Strasse. Der Verkehr hat enorme Auswirkungen auf das Aufwachsen und die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Eine geringe Aufenthaltsqualität und Sicherheitsrisiken führen vielerorts dazu, dass Kinder und Jugendliche sich in ihrer Freizeit zunehmend weniger im öffentlichen Raum bewegen. Lärm und Abgase setzen der Gesundheit zusätzlich zu. Betroffen sind sowohl Städte als auch Gemeinden, denn auch kleinere Gemeinden in der Schweiz und Liechtenstein sind oftmals geprägt von stark befahrenen Durchgangsstrassen. Eine kindgerechte Gestaltung des öffentlichen Raums kann die physische und psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen fördern und ihre Entwicklung massgeblich beeinflussen.

Netzwerktreffen
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Den Einstieg in den Nachmittag machte Sabina Ruff, Inhaberin des «Laboratoriums für Zukunftsgestaltung». In einem Praxisbeispiel zeigte sie auf, wie ein intergenerativer Bewegungs- und Begegnungsplatz in einem partizipativen Verfahren mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen entstanden ist. Im Laufe des Prozesses kam es zu einigen «Knirschmomenten», von deren Erkenntnissen die Teilnehmenden des Netzwerktreffens für eigene zukünftige Projekte lernen können. So sei es zentral, dass über die gesamte Projektdauer hinweg transparent und zielgruppengerecht kommuniziert wird und Änderungen in der Umsetzung nachvollziehbar vermittelt werden. Sabina Ruff betonte, dass Kinder in die Gestaltung ihrer Lebenswelt integriert werden müssen, da dies zu einer ganzheitlichen Entwicklung beitrüge und Kinder besser auf ein eigenverantwortliches Leben vorbereite.

Kinder und Jugendliche haben das Recht, bei allen Angelegenheiten, die sie betreffen, einbezogen zu werden. Da der Verkehrsraum die direkte Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen prägt, ist es zur Umsetzung der Kinderrechtskonvention unabdingbar, Kinder und Jugendliche in die Planung, Gestaltung und Nutzungsregelung des Verkehrsraums einzubeziehen. In ihrem Referat zur Planung und Gestaltung kinderfreundlicher Verkehrsräume betonte Nadine Junghanns, Spezialistin Kinderfreundliche Lebensräume bei UNICEF Schweiz und Liechtenstein, dass «Kinder und Jugendliche als Agentinnen und Agenten des Wandels eine zentrale Rolle darin spielen müssen, wie wir den öffentlichen Raum gestalten». Ferner müssten Handlungsträgerinnen und -träger aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen und der Verpflichtung nachkommen, die Rechte des Kindes auf Schutz, Förderung und Beteiligung allen Kindern auch im Verkehrsraum zu gewähren. Dabei stellte sie die wesentlichen Erkenntnisse der in 2024 erscheinenden UNICEF Fokuspublikation zu den Anforderungen der kindgerechten Verkehrsgestaltung vor.

An einem interaktiven Marktplatz stellten 19 Gemeinden, Städte und Organisationen ihre Angebote vor. Zudem wurde in Referaten und Workshops der Frage nachgegangen, wie die in der UN-Konvention über die Rechte des Kindes verbrieften Rechte auf Sicherheit, Gesundheit, Freizeit und Partizipation auch im öffentlichen Raum umgesetzt werden können.

Sabina Ruff, «Laboratorium für Zukunftsgestaltung»
Sabina Ruff ist Prozessbegleiterin, Organisationsentwicklerin und Dozentin. Sie begleitet Bau- und Planungsprozesse aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive. Dabei setzt sie sich unter anderem ein für eine kindergerechte Entwicklung von Arealen, Gemeinden und Quartieren. In ihrem Hauptreferat ging sie der Frage nach, wie eine adressatinnen- und adressatengerechte Partizipation in Planung- und Bauprozessen gelingen kann.

Nadine Junghanns, Spezialistin Kinderfreundliche Lebensräume, UNICEF Schweiz und Liechtenstein
Nadine Junghanns beleuchtete in ihrem Referat die Anforderungen der kindgerechten Verkehrsgestaltung. Dabei präsentierte sie die wesentlichsten Handlungsempfehlungen für Handlungsträgerinnen und -träger. Sie kündigte auch die Erscheinung einer entsprechenden Fokuspublikation 2024 an.

  • Annik Artho, Landschaftsarchitektin, Projektleiterin SpielRaum, und Kerstin de Bruin, Soziokulturelle Animatorin, Projektleiterin SpielRaum
    Annik Artho und Kerstin de Bruin leiteten den Workshop zum Thema «Partizipative Aufwertung einer Quartierstrasse in der Gemeinde Zofingen» Anhand dieses Praxisbeispiels zeigten sie auf, wie durch den bedeutungsvollen Einbezug von Kindern und Jugendlichen in den Planungsprozessen öffentliche Räume zum Wohle der ganzen Bevölkerung entstehen können.
     
  • Dr. Nicole Fretz, Projektleiterin Stadtteilentwicklung, Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt
    In ihrem Referat beleuchtete Frau Dr. Nicole Fretz das Thema «Verbesserung der Verkehrssicherheit im Umfeld von Schulen und Kindergärten im Kanton Basel-Stadt». Sie zeigte auf, wie mittels eines wirksamen Einbezugs von Kindern, Eltern und Erwachsenen die Verkehrssicherheit auf Kindergarten- und Schulwegen systematisch verbessert werden konnte.
     
  • David Chevrolet, Florent Monney und Lara Cataldi, Dienststelle für Schulen und Einrichtungen für Kinder der Stadt Genf
    Die beiden Vertreter und die Vertreterin aus der Stadt Genf hielten ein Referat zum Thema «Der Platz der Kinder in der Stadt – von Spielplätzen bis zu Schulwegen: Praktische Beispiele für partizipative Projekte in der Stadt Genf». Die Stadt Genf trägt seit 2018 den Titel «Kinderfreundliche Gemeinde».

Folgende Angebote und Gemeinden stellten sich ausserdem am interaktiven Marktplatz vor:

  • a:primo – Simona Bill
    Der Verein a:primo setzt sich für die Frühe Förderung und Chancengerechtigkeit von Kindern in der ganzen Schweiz ein. Die präventiven Förderangebote werden Gemeinden und Schulen in der ganzen Schweiz zur Umsetzung angeboten.
     
  • okaj zürich – Nicola Gross
    Die okaj zürich ist der kantonale Dachverband der offenen, verbandlichen und kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit und kümmert sich um die Kinder- und Jugendförderung im Kanton Zürich. An ihrem Marktstand stellten sie unter anderem ihr Projekt «Nimm Platz» vor.
     
  • Ville en tête – Katell Mallédan
    Ville en tête organisiert öffentliche Führungen mit dem Ziel, das Bewusstsein von jungen Menschen für die Herausforderungen der Baukultur zu schärfen und einen konstruktiven Dialog zwischen Fachleuten und Nutzerinnen- und Nutzergruppen gruppen herzustellen.
     
  • Kinderregion – Alexandra Strobel
    Kinderregion ist eine Organisation in der Region Zürich, die sich dafür engagiert, Eltern, Grosseltern, Gottis und Göttis zu nachhaltigen Ausflügen im Tourismus- und Lebensraum Zürich zu inspirieren.
     
  • Fachstelle SpielRaum – Valentina Pagani
    Die Fachstelle SpielRaum plant naturnahe, kindergerechte und generationenverbindende Freiräume. Dabei steht die bedeutungsvolle Partizipation von Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen Prozessschritten im Zentrum.
     
  • Verkehrsplanung Stadt Bern – Petra Stocker und Dominik Guggisberg
    Am Marktstand wurden die Projekte «Partizipation bei der Velo-Offensive mit Kindern und Jugendlichen» und «Partizipation von Kindern bei der Planung von Begegnungszonen» vorgestellt.
     
  • BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung – Frau Bersier und Frau Vuitel
    Die BFU stellte am Netzwerktreffen ihre Publikationen und Angebote zu den Themen Kind im Strassenverkehr und Kinder in Bewegung vor.
     
  • RADIX – Nadine Leimgruber
    Die Schweizerische Gesundheitsstiftung RADIX setzt sich dafür ein, dass die Lebens-, Arbeits- und Freizeitbedingungen gesundheitsfördernd gestaltet werden. Am Netzwerktreffen stellte sie insbesondere ihr Projekt «Naturnahe Spiel- und Pausenplätze» vor.
     
  • Pro Velo Schweiz – Yvonne Müller
    Am Marktstand stellte Pro Velo Schweiz die Projekte «Velo+Schule» und «Bike2school» vor.
     
  • Hopp-la – Janina Drews
    Die Stiftung Hopp-la stellte am Netzwerktreffen ihre Angebote rund um die Bewegungsförderung von Kindern und Jugendlichen vor.
     
  • FHNW – Martina Gerngross
    Die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW hat am Netzwerktreffen ihren brandneuen Leitfaden «Entwicklung kommunaler Kinder- und Jugendpolitik»  vorgestellt.
     
  • DOJ, Dachverband offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz – Tobias Bauer
    Am Marktstand wurde insbesondere das Projekt «Participlace» vorgestellt.
     
  • Kinderfreundliche Gemeinde Grenchen – Mike Brotschi
    Die Gemeinde Grenchen trägt seit 2018 das UNICEF Label «Kinderfreundliche Gemeinde». Unterstützt von einem Verkehrsexperten der Kantonspolizei Solothurn fokussierte die Gemeinde an ihrem Marktstand auf die Themen Verkehrssicherheit und Schulwegsicherheit.
     
  • Kinderfreundliche Stadt Thun – Anna-Lena Eggli
    Die Stadt Thun ist seit 2018 mit dem UNICEF Label «Kinderfreundliche Gemeinde» ausgezeichnet. An ihrem Marktstand informierte sie insbesondere über ihre Erfahrungen bei der partizipativen Neugestaltung des Robinsonspielplatzes.
     
  • Tiefbauamt Stadt Zürich – Christine Bai
    Das Tiefbauamt ist verantwortlich für die Planung, Gestaltung und Erhaltung des öffentlichen Raums sowie für eine zukunftsgerichtete Mobilität und Verkehrsplanung. Am Marktstand stellte Christine Bai insbesondere das Projekt «Metamorphosis» vor.
     
  • MMI, Marie Meierhofer Institut für das Kind – Liridona Laube und Arna Villiger
    Das MMI ist ein Fachinstitut für die frühe Kindheit, das sich mit den Voraussetzungen gelingender sowie mit der Prävention problematischer Entwicklungsverläufe beschäftigt. Am Netzwerktreffen wurden insbesondere die Handreichung «Frühe Kindheit bewegt» und das Programm MegaMarie plus vorgestellt.
     
  • La Lézarde – Camille Bernier
    La Lézarde ist eine neu gegründete Organisation, die in der Westschweiz die Partizipation von Kindern und Jugendlichen beim Bau bzw. bei der Neugestaltung von Spiel- und Pausenplätzen fachlich begleitet und umsetzt.  
     
  • VCS, Verkehrs-Club der Schweiz – Corine Kibora
    Der VCS stellte am Netzwerktreffen seine Angebote rund um das Thema Kind und Verkehr vor. Einen besonderen Fokus wurde dabei auf das Konzept «Pedibus» gelegt.
     
  • UNICEF Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde»
    Am UNICEF Marktstand erhielten die Teilnehmenden einen vertieften Einblick in die UNICEF Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» und den Fachbereich «Kinderfreundliche Lebensräume».

Nadine Junghanns, Spezialistin Kinderfreundliche Lebensräume, UNICEF Schweiz und Liechtenstein: [email protected]