Erdbeben in Afghanistan: So prekär ist die Lage heute

100 Tage nach den Erdbeben fordert UNICEF eine bessere medizinische Versorgung, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen für Kinder, die unter den lebensbedrohlichen Bedingungen des Winters leiden.

Zwei spielende Kinder.
Shamsuddin, 7, und seine Schwester Sahar, 6, spielen draussen, nachdem sie von UNICEF neue Wintermäntel und Stiefel erhalten haben.

Bei den Erdbeben in Afghanistan im vergangenen Oktober kamen über 1000 Menschen ums Leben, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Darüber hinaus wurden 31 000 Häuser zerstört, und unzählige Familien verloren ihre Lebensgrundlage, ihren Viehbestand und ihre Ernten. Auch drei Monate nach den Erdbeben in Herat leben viele Familien noch immer in Zelten oder schlafen trotz der klirrenden Kälte im Freien. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Provinz Herat ein strenger Winter herrscht, der Leben bedroht und die Bemühungen um den Wiederaufbau verlangsamt.

«Auch 100 Tage nach den Erdbeben im Westen Afghanistans, bei denen die Familien alles verloren haben, ist die Atmosphäre in diesen Dörfern von Leid geprägt. Die Kinder versuchen immer noch, mit dem Verlust und dem Trauma fertig zu werden. Schulen und Gesundheitszentren, auf die die Kinder angewiesen sind, sind irreparabel beschädigt oder völlig zerstört», sagt Fran Equiza, UNICEF-Vertreterin in Afghanistan. «Als ob das nicht genug wäre, hat der Winter Einzug gehalten und die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt. Kinder und Familien, die kein Zuhause haben, leben nachts unter lebensbedrohlichen Bedingungen und haben keine Möglichkeit, ihre provisorischen Unterkünfte zu heizen.»

Innerhalb weniger Tage nach den Erdbeben reagierte UNICEF mit dem Transport von sauberem, Wasser in die betroffenen Gemeinden, der Einrichtung provisorischer Gesundheitseinrichtungen und der Entsendung von Gesundheitshelfern sowie der Verteilung von Decken, Familienpaketen mit Kochausrüstung und Winterkleidung.

In den 100 Tagen seit der ersten Hilfsaktion hat UNICEF zeltartige Gesundheitseinrichtungen in dauerhaftere Einrichtungen in Schiffscontainern umgewandelt. Fast 90 000 medizinische Fälle wurden von Gesundheits- und Ernährungsteams behandelt, fast drei Viertel davon sind Frauen und Kinder.

UNICEF richtete 61 provisorische Lernräume und 61 kinderfreundliche Räume ein, in denen fast 3400 Kinder – mehr als die Hälfte von ihnen Mädchen – ihre Grundausbildung fortsetzen konnten. Die Instandsetzungsarbeiten an den zerstörten Klassenzimmern werden in Kürze beginnen. UNICEF liefert weiterhin sauberes Wasser für fast 19 000 Menschen. Um Familien zu helfen, den Winter zu überstehen, erhalten 5400 Familien Bargeld, um ihre Grundbedürfnisse zu decken.

Es wird jedoch noch viel mehr benötigt, da die eisigen Temperaturen des Winters die Not noch verschlimmern. Viele Familien waren nicht in der Lage, ihre Häuser wiederaufzubauen. Sie benötigen dringend medizinische Versorgung, sauberes Wasser und angemessene sanitäre Einrichtungen, um die Ausbreitung von Krankheiten sowie weiteres Leid zu verhindern. Darüber hinaus sind die Familien, die ihre Lebensgrundlage und ihre Ernte verloren haben, von Hunger und Mangelernährung bedroht.

«Wir sind unseren Geldgebern und Partnern dankbar, die schnell Ressourcen mobilisiert haben, so dass UNICEF innerhalb weniger Tage auf die dringenden Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien in Herat reagieren konnte», fügte Equiza hinzu. «Aber Tausende brauchen noch immer unsere Hilfe. UNICEF macht sich Sorgen um das Überleben von 96 000 Kindern, die von den Erdbeben betroffen sind, wenn wir nicht in der Lage sind, die für ihre Genesung erforderlichen Leistungen zu erbringen. Wir zählen auf weitere Unterstützung, um sicherzustellen, dass die Kinder nicht nur den Winter überleben, sondern auch die Chance auf eine bessere Zukunft haben.»

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