Fast jede Sekunde flieht ein Kind aus der Ukraine

Seit dem 24. Februar wurden in der Ukraine zahlreiche Kinder getötet. Viele weitere wurden verletzt. Mehr als 1,5 Millionen Kinder sind bereits aus der Ukraine geflohen – das heisst, seit Beginn des Krieges durchschnittlich mehr als 75 000 Kinder pro Tag. Ein Statement von UNICEF-Sprecher James Elder zur Lage der Kinder in der Ukraine.

© UNICEF/UN0607408/Modola

«Diese letzte Zahl ist besonders schockierend. Jede einzelne Minute fliehen 55 Kinder aus der Ukraine. Seit dem 24. Februar ist somit fast jede Sekunde ein Kind aus der Ukraine geflohen. In ihrer Geschwindigkeit und ihrem Ausmass ist dies die grösste Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie sich verlangsamt.

Wie alle Kinder, die durch Krieg und Konflikte aus ihrer Heimat vertrieben wurden, sind die ukrainischen Kinder, die in den Nachbarländern ankommen, einem erhöhten Risiko ausgesetzt, von ihren Familien getrennt oder Opfer von, Gewalt und sexueller Ausbeutung zu werden. Zudem steigt das Risiko, dass sie Opfer von Menschenhandel werden.
Die Kinder brauchen dringend Sicherheit, Stabilität und Schutz, insbesondere diejenigen, die allein unterwegs sind oder von ihren Familien getrennt wurden. Der sicherste und schnellste Weg aus dieser Katastrophe – tatsächlich der einzige Weg – ist den Krieg zu beenden, und zwar sofort.

Bis dahin müssen Angriffe auf zivile Gebiete und auf die zivile Infrastruktur aufhören.

Sie müssen aufhören, weil sie Menschenleben fordern.

Sie müssen aufhören, weil sie Menschen dazu zwingen, trotz katastrophaler Not auf wichtige Gesundheitsdienste zu verzichten.

Sie müssen aufhören, weil sie dazu führen, dass Kinder nicht zur Schule gehen können.

Sie müssen aufhören, weil sich Millionen von Kindern in den Konfliktgebieten der Ukraine befinden.

Ich war gerade zwei Wochen lang in Lwiw (Lemberg) in der Westukraine und habe dort mit Müttern, Vätern und Kindern gesprochen, die um ihr Leben geflohen sind, sowie mit Helfenden, die alles tun, um sie zu unterstützen.
Als ich die Kinderärzte in Lwiw - die über Nacht 60 Kinder aus Krankenhäusern in Kiew aufgenommen hatten - fragte, wie sie sich darauf vorbereiten, erklärten sie mir, wie sie die Behandlung der Kinder priorisieren: wenn viele Kinder mit Kriegsverletzungen eingeliefert werden, verwenden sie ein Aufklebersystem, um die Behandlung der Kinder zu koordinieren. Ein grüner Sticker heisst: verletzt, aber ohne dringenden Bedarf, gelb heisst: muss behandelt werden, und rot heisst: um dieses Kind muss sich sofort gekümmert werden. Ein schwarzer Sticker bedeutet, dass das Kind noch lebe, aber es nicht mehr gerettet werden könne.

UNICEF ist weiterhin mit seinem Team in der Ukraine im Einsatz und liefert dringend benötigte wichtige Hilfsgüter. Am Wochenende ist ein weiterer Hilfskonvoi in der Ukraine eingetroffen: 22 LKWs mit 168 Tonnen Hilfsgütern, darunter Hebammen-Sets, Ausrüstung für Geburtshilfe und ärztliche Versorgung, Sauerstoffkonzentratoren, Kühlboxen sowie Decken und Winterkleidung, Wasser und Hygienekits, sowie Materialien für frühkindliche Bildung.
Die Zahl unserer mobilen Kinderschutzteams wird aktuell von landesweit neun auf 47 erweitert, um Kinder Land psychosozial zu betreuen.  

Unsere Unterstützung erstreckt sich auch auf die Nachbarländer. Gemeinsam mit unseren humanitären Partnern und den lokalen Behörden richten wir sogenannte "Blue Dots"-Anlaufstellen ein, um geflüchtete Kinder und Familien zu schützen und zu unterstützen. Ein Chat Bot auf Facebook informiert über Sicherheitsmassnahmen und darüber, was zu tun ist, wenn unbegleitete Kinder aufgefunden werden. Und wir liefern Hygieneprodukte an Einrichtungen für geflüchtete Menschen. 
Aber eines muss klar sein: Trotz unermüdlicher Bemühungen von freiwillig helfenden Grossmüttern bis hin zu Regierungen, von Pfadfindern bis UN-Organisationen wird sich die Lage der Kinder in der Ukraine immer weiter verschlimmern, solange dieser Krieg andauert.»

Bleiben Sie dran. 
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