Gaza: Kinderleben durch Angriffe und blockierte Hilfe bedroht

Stellungnahme der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell zur Situation der Kinder im Gazastreifen nach zwei Monaten humanitärer Blockade.

Ein Kind läuft auf den Trümmern eines Hauses.
In den letzten Monaten wurden bei Luftangriffen im Gazastreifen Berichten zufolge Hunderte Menschen getötet, darunter viele Kinder. Auch im Al-Nusirat-Lager wurden Zelte getroffen – Kinder sitzen dort zwischen Trümmern ihrer zerstörten Unterkünfte.

«Seit zwei Monaten sind Kinder im Gazastreifen ununterbrochen Bombenangriffen ausgesetzt – und gleichzeitig von lebenswichtiger Hilfe abgeschnitten. Mit jedem weiteren Tag der Blockade wächst das Risiko von Hunger, Krankheit und Tod. Es gibt keine Rechtfertigung dafür.

Familien kämpfen ums Überleben. Sie sind eingesperrt, können nicht fliehen, um Schutz zu suchen. Ihre Felder wurden zerstört. Das Meer, von dem sie lebten, ist weitgehend gesperrt. Bäckereien schliessen, die Wasserproduktion geht zurück, und die Märkte sind nahezu leer. Humanitäre Hilfe war bisher ihre einzige Rettung – doch auch sie droht wegzubrechen.

In den vergangenen Wochen haben über 75 Prozent der Familien berichtet, dass sie kaum noch Zugang zu Wasser haben. Es fehlt an Trinkwasser und an Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen. Viele müssen sich entscheiden, ob sie sich waschen, kochen oder sauber machen.

Impfstoffe gehen zur Neige, und Krankheiten breiten sich aus – besonders Durchfallerkrankungen. Bereits jede vierte gemeldete Erkrankung in Gaza ist akuter Durchfall. Die meisten betroffenen Kinder sind unter fünf Jahre alt – für sie kann das tödlich enden.

Auch die Mangelernährung nimmt dramatisch zu. Seit Jahresbeginn wurden über 9000 Kinder wegen akuter Mangelernährung behandelt. Hunderte weitere Kinder brauchen dringend medizinische Hilfe – doch viele erreichen diese aufgrund der unsicheren Lage und Flucht nicht.

Nach internationalem humanitärem Recht sind alle Konfliktparteien verpflichtet, die Zivilbevölkerung zu schützen und eine menschenwürdige Versorgung sicherzustellen. Dazu gehört der Zugang zu Nahrung, Medikamenten und lebensnotwendigen Gütern sowie auch saubere Bedingungen für Hygiene und Gesundheit. Alle Konfliktparteien müssen die schnelle und ungehinderte Lieferung humanitärer Hilfe ermöglichen. Auch die Arbeit der UN-Organisationen vor Ort muss unterstützt werden – zum Wohl der betroffenen Menschen.

UNICEF ist weiterhin im Gazastreifen im Einsatz, um Kinder zu versorgen und zu schützen. Doch die Blockade und der Krieg, der nun schon über 18 Monate andauert, treiben die Kinder Gazas an den Rand ihrer Existenz.

Wir wiederholen unseren dringenden Appell: Die humanitäre Blockade muss aufgehoben werden. Kommerzielle Güter müssen wieder nach Gaza gelangen. Die Geiseln müssen freigelassen und alle Kinder geschützt werden.»