Gaza: Zahl verhungerter Kinder steigt an

Statement von Edouard Beigbeder, UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, zu den erschütternden Todesfällen von Kindern durch Hunger in Gaza.

Statement

«Kinder in Gaza verhungern. Schwere Mangelernährung breitet sich unter Kindern schneller aus, als Hilfe sie erreichen kann und die Welt sieht dabei zu. Seit April dieses Jahres ist die offiziell gemeldete Zahl der Kinder, die an den Folgen von Mangelernährung gestorben sind, von 52 auf 80 gestiegen. Ein erschütternder Anstieg von 54 Prozent in weniger als drei Monaten, wie das palästinensische Gesundheitsministerium berichtet. Innerhalb von nur 48 Stunden wurden mindestens vier weitere Todesfälle durch Hunger gemeldet. Insgesamt sind im Verlauf dieses Krieges über 100 Menschen an Mangelernährung gestorben – 80 Prozent davon waren Kinder. 

Diese Todesfälle sind inakzeptabel und hätten verhindert werden können. Die von den Vereinten Nationen koordinierte humanitäre Hilfe muss uneingeschränkten Zugang zu den betroffenen Kindern erhalten. 

Ansonsten wird die Zahl der akut mangelernährten Kinder weiter steigen. Im Juni erreichte die Zahl der Kinder, die wegen Mangelernährung behandelt werden mussten, mit 6 500 den höchsten Stand seit Beginn der Eskalation. Bereits in den ersten zwei Juliwochen haben Gesundheitszentren 5 000 Kinder aufgenommen. In Gaza-Stadt hat sich der Anteil der Kinder mit akuter Mangelernährung im Vergleich zu Februar vervierfacht. 

UNICEF und seine Partner sind weiterhin im Gazastreifen im Einsatz, um Kinder auf Mangelernährung zu untersuchen und zu behandeln. Doch um die katastrophale Lage zu wenden, braucht es dringend eine kontinuierliche und verlässliche Versorgung mit humanitären Hilfsgütern und kommerziellen Lieferungen. Es muss genügend Treibstoff ins Gebiet gelangen, um lebensrettende Dienste aufrechtzuerhalten. Kinder müssen geschützt werden. Sie dürfen weder getötet noch dem Hungertod überlassen werden. 

Wir brauchen einen Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln. Und wir brauchen das jetzt.»